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Artikel Tagged ‘Mark Gatiss’

„Sherlock“ in der ARD

Ein seltenes Vergnügen: Die ARD zeigt britisches ComedyDrama — und das an einem der prominentesten Sendeplätze: Sonntags, nach dem „Tatort“.

Morgen um 21.45 Uhr kommt der erste von drei Teilen der brillanten „Sherlock“-Neuverfilmung mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman (BBC1, 2010). Die Miniserie stammt aus der Feder von Steven Moffat („Coupling“ und neuere „Dr Who“-Folgen) und Mark Gatiss („The League Of Gentlemen“), und weil ich auf die deutsche Ausstrahlung auch nur aufmerksam geworden bin, weil Peer Schader im F.A.Z.-Fernsehblog darauf hingewiesen hat, linke ich einfach mal zur gerechterweise hymnischen Kritik dort.

Die Bafta-Gewinner 2011

24. Mai 2011 3 Kommentare

Ausgerechnet BBC2 hat in der Sparte Comedy bei den Baftas dieses Jahr abgeräumt (Best Comedy und Best Sitcom). Ausgerechnet, weil gerade BBC2 so unter finanziellem Druck steht, daß fortsetzungswürdige Serien nicht verlängern werden können, weil die Relation von guten Comedyideen und Einnahmen aus Fernsehgebühren, mit denen man zweite und dritte Staffeln bezahlen könnte, nicht stimmt. Was besonders bedauerlich ist, wenn man die insgesamt eher karge Comedylandschaft in den Blick nimmt.

Entgegen meiner Voraussage von Ende April nicht gewonnen hat Miranda Hart, dafür aber in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

„Getting On“ (Regie: Peter „Malcolm Tucker“ Capaldi) hat gerade die Zusage für eine dritte Staffel bekommen, and rightly so.

In der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme hat gewonnen:

  • James Buckley, “The Inbetweeners” (E4)
  • Steve Coogan, “The Trip” (BBC2)
  • Tom Hollander, “Rev.” (BBC2)
  • David Mitchell, “Peep Show” (Channel 4)

Da gibt es wenig zu kommentieren; an Steve Coogan kommt keiner ran.

In der Kategorie Comedy Programme hat gewonnen:

  • “Catherine Tate’s Little Cracker” (Sky1)
  • “Come Fly With Me” (BBC1)
  • “Facejacker” (E4)
  • “Harry and Paul” (BBC2)

und in der Kategorie Situation Comedy:

  • “Mrs Brown’s Boys” (BBC1)
  • “Peep Show” (Channel 4)
  • “Rev.” (BBC2)
  • “The Trip” (BBC2)

Auch bei Harry Enfields und Paul Whitehouse‘ Sketchshow „Harry and Paul“ würde ich vermuten, es war der Kultstatus der beiden alten Comedy-Hasen, der ihnen hier den Bafta beschert hat, ihre Sketche können nämlich zumindest mich nicht überzeugen, obwohl ich die „Fast Show“ immer noch zu den größten Sketchshows ever zählen würde. „Rev“ dagegen hat sich den Bafta redlich verdient, ist diese sympathische kleine Sitcom doch bislang bei Preisvergaben stets hinten runtergefallen.

Weiterhin abgeräumt hat auch „Sherlock“ (BBC1): Zwar hat sich Benedict Cumberbatch als Leading Actor Daniel Rigby geschlagen geben müssen, der für „Eric and Ernie“ einen Bafta erhalten hat, die Verfilmung der Geschichte des Comedyduos Morecambe und Wise durch Victoria Wood (BBC2). Aber Martin Freeman hat in der Kategorie Supporting Actor gewonnen, und der Best Drama Series-Bafta ist ebenfalls an den Dreiteiler von Mark Gatiss („The Leage of Gentlemen“) und Steven Moffat („Coupling“, „Doctor Who“) gegangen.

„Misfits“ (E4) dagegen ist bis auf einen Bafta für Lauren Socha (Supporting Actress) enttäuschend leer ausgegangen — kein Bafta für Robert Sheenan (Supporting Actor), kein Bafta für Drama Series, kein Bafta für New Media (den hat dafür „Wallace and Gromit’s World of Invention“ gekriegt).

Der Bafta Special Award schließlich ist dieses Jahr Peter Bennett Jones zugesprochen worden, dem Chef der Produktionsfirma Tiger Aspect, aus deren Hause Erfolgsserien wie „Benidorm“, „Mr. Bean“ und „The Vicar of Dibley“ stammen. Außerdem ist Bennett Jones Mitbegründer der Charity-Initiative Comic Relief („Red Nose Day“), die über die Jahre Millionenbeträge zusammengetragen hat.

Kleine Einkaufsliste (1)

8. November 2010 8 Kommentare

Weihnachten nähert sich mit großen Schritten, und wer über die Feiertage mit Serien versorgt sein möchte, bestellt besser jetzt — oder wartet allenfalls noch ein paar Tage, bis wirklich Unmengen an neuen DVDs erscheinen. Hier meine Tips für ein wahrhaft frohes Fest:

Für den ganzen Winter: „Modern Family“ (ABC, 2009)

Diese Serie ist DER Gute-Laune-Garant schlechthin und mein Tip für alle, die ihre Zeit gerne mit der Familie verbringen, so lange es nicht die eigene ist. „Modern Family“ ist midbrow entertainment vom Feinsten: Es ist sowohl klug, weil praktisch jede Folge ein Thema hat, das in allen drei Familien durchgespielt wird, als auch unglaublich lustig. Besonders geeignet für Fernsehabende zu zweit, denn diese Mockumentary aus den Federn der „Frasier“-Macher Christopher Lloyd und Steven Levitan strahlt große Wärme aus. Mit 24 Folgen könnte man den ganzen Dezember hindurch bis Weihnachten jeden Abend eine Folge sehen.

Für die Feiertage: „Sherlock“ (BBC1, 2010)

Nur drei Folgen (á 90 Minuten) kurz ist diese moderne Adaption des Sherlock-Holmes-Stoffes mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Aber Steven Moffat (Autor von „Coupling“ und neueren „Dr Who“-Folgen) und Mark Gatiss („The League Of Gentlemen“ und kürzlich eine hervorragende dreiteilige BBC4-Doku über Horrorfilme) haben ein Händchen bewiesen für einen Mittelweg zwischen Krimi und Fantasy, Spannung und Humor, und dabei so hohe Produktionsstandards, daß man auch etwas abwegigeren Plots gerne folgt. Sehr kurzweilig, mit nur einem von drei möglichen Punkten für Humor, aber dafür vier von drei Punkten für typisch englische Miniserien.

Für die Adventswochenenden mit (des Englischen mächtigen) Kindern:
„Walk On The Wild Side“ (BBC1, 2009)

Lange verschoben, aber endlich erschienen: die nicht übertrieben originelle, aber recht lustige Doku über sprechende Tiere. Bzw. genaugenommen natürlich eine Comedy mit sensationellen BBC-Tierdoku-Aufnahmen, über die einige talentierte Comedians Quatsch synchronisiert haben. Hier bereits mehrfach besprochen.

Für einen misanthropen Vorweihnachtsabend allein zuhaus:
Stewart Lee: „If You Prefer A Milder Comedian, Please Ask For One“ (2010)

Verbittert, von Menschenhaß zerfressen, mit so schlechter Laune ausgestattet, daß normale schlechte Laune daneben wie gute Laune wirkt: So von Stewart Lee zu sprechen, wäre bestimmt übertrieben. Aber er verfügt über einen kaustischen Humor, der selbstbewußt genug ist, auch mal das ganze Publikum zu verlieren, nur um es dann über eine halbe Stunde hinweg wieder für sich zu gewinnen. Seine Shows sind anstrengend, nicht zuletzt, weil sein liebstes Stilmittel die Wiederholung ist, aber wer damit kann, wird einen der besten Stand Up-Comedians Englands für sich entdecken. Um genau zu sein: den 41.-besten. Habe ich eigentlich je sein Buch mit dreien seiner Stand-Ups und einer Handvoll autobiographischer Kapitel erwähnt? Wenn nein: gehört das auch auf den Wunschzettel.

Wo wir schon dabei sind: Auch Charlie Brookers Buch „TV Go Home“ (2001) mit ausgedachten Fernsehprogrammhinweisen ist gerade wieder erschienen. Brooker hat zu Protokoll gegeben, mittlerweile erschienen einige seiner Späße von damals als völlig plausible Ideen für Fernsehshows, aber das heißt ja letztlich nur, wie lustig das Buch ist (vermutlich — ich hab’s noch nicht UPDATE: jepp, ist lustig!), denn: It’s funny cos it’s true.

Demnächst (vielleicht) an dieser Stelle: Kaufhinweise für

Wer nach Neuerscheinungen sucht und nach einer Liste bald erscheinender DVDs, wird übrigens auch immer hier und hier fündig.

Will they never leave?

30. Juni 2009 4 Kommentare

Nun ist die League of Gentlemen umgezogen: Von Royston Vasey (Grußschild am Ortseingang: „You’ll never leave“) nach „Psychoville“ (BBC2, donnerstags). Bislang (zwei Folgen) kein sehr weiter Umzug: Auch in Psychoville begegnen wir wieder inzestuösen Hinterwäldlern, amtlichen Irren und dem typischen Pemberton-Shearsmith-Gatiss-Humor zwischen Goth-Horror und „Little Britain“-Nonsens.

„Psychoville“ allerdings geht einen Schritt weg vom „League of Gentlemen“-Realismus und sieht bislang aus, als ob Stephen King sich an einer Comedy probiert hätte: Eine illustre Runde grotesker Figuren erhält von unbekannter Seite Drohbriefe — in der ersten Folge schön auf Büttenpapier abgefaßte und versiegelte Briefe mit den Worten „I know what you did“, in der zweiten Folge schon persönlichere Botschaften mit den Worten „You killed her“. Die Adressaten sind der böse Clown Mr. Jelly (Reece Shearsmith), der bei seinen Auftritten im Clown-Leichenwagen vorfährt und Kinder mit seinem Armstumpf erschreckt, ein offenbar direkt aus Royston Vasey stammendes und inzestgezeichnetes Mutter-Sohn-Duo (Steve Pemberton und Shearsmith), das sich für Serienkiller begeistert, ein ungepflegter blinder Millionär, der Plüschfiguren sammelt (Pemberton), eine psychotische Hebamme, die permanent eine Babypuppe mit sich herumträgt und diese für ein echtes Baby hält (Dawn French), und ein kleinwüchsiger Schauspieler, der sich vom Schneewittchen aus seinem Theaterensemble permanent sexuell demütigen läßt („you’re giving it to her — all both inches!“).

Mr. Jelly in action:
https://www.youtube.com/watch?v=6IK-9l7F4QE&hl=de&fs=1&

Was genau diese Geisterbahngestalten getan haben, in welcher Verbindung sie stehen und wer der geheimnisvolle Erpresser ist, ist noch keineswegs klar; klar ist allerdings: die Begeisterung von Zusehern und Presse ob des neuen LoG-Projekts ist groß und wird durch virale Sperenzchen wie eigenen Internetseiten der Figuren auch von Seiten der Produzenten befeuert (eine schöne Übersicht hat der Comedy-Guide im Angebot). Ein noch kommender Gastauftritt von Mark Gatiss wird ebenso vorab bejubelt wie die Ankündigung, die letzten beiden Folgen seien praktisch in einem Take gedreht, und man kann der Serie durchaus zugutehalten, daß sie überdurchschnittliche Schauwerte hat, wie „The League of Gentlemen“ ja auch.

Mutter und Sohn Sowerbutts und ihre Serienkillerbegeisterung:

Meins, man ahnt es vielleicht schon, ist es trotzdem mal wieder nicht. Wie schon bei „League of Gentlemen“ (und auch bei „Little Britain“) kann ich einfach nichts mit diesen Provinzbeschimpfungen anfangen, die sich über tumbe bis bösartige Hillbillies lustig macht. Degeneration allein finde ich zu wenig Fallhöhe für eine Sitcom. Und das Rezept Comedy plus Horror geht in meinen Augen gar nicht: So lange die Comedy im Vordergrund steht, finde ich den Horror keinen Millimeter gruselig. Ganz im Gegensatz, natürlich, zum umgekehrten Rezept Horror plus Comedy: „Dead Set“ finde ich sensationell, weil comic relief nach oder in packenden Horror-Szenen immer funktioniert.

Andere mögen das aber anders sehen, und vielleicht sogar auf Pro7, die schließlich „The League of Gentlemen“ auch schon ausgestrahlt haben (die entsprechenden DVDs gibts also auch auf deutsch).

That was the year that was

20. Januar 2009 3 Kommentare

Der British Comedy Guide hat gerade die BCG Awards für 2008 vergeben, und die Leser, auf der Abstimmung die Preisverleihung beruht, haben guten Geschmack bewiesen.

Tatsächlich aber erklärt sich der Award für die beste neue Sitcom, der an „The Inbetweeners“ ging, nur daraus, daß 2008 ein eher mittelgutes Comedyjahr war. Denn die Sitcom um vier Vorstadt-Teenager ist zwar gut, aber nicht überdurchschnittlich. Dazu sind die Hauptfiguren zu standardisiert: Will ist der Neue an der Schule, der seinen Platz in der Gemeinschaft erst erkämpfen muß, wobei ihm sein hochnäsiges Strebertum ein bißchen im Weg steht, Simon ist der romantische Uncoole, Jay das halbcoole Großmaul und Neil der etwas zu langsame, auf dessen Kosten die anderen ihre Witze reißen. Gemeinsam machen sie erste Erfahrungen mit Mädchen, Alkohol und Autos — und an dieser Stelle wird klar, daß „The Inbetweeners“ für Zuschauer über 20 kaum etwas zu bieten hat. Allerdings wüßte ich aus dem letzten Jahr ebenfalls keine bessere neue Sitcom.

„Lab Rats“ erhält den Award für die schlechteste neue Sitcom 2008 völlig zu Recht: Eine solche Anhäufung von Zoten, in denen vornehmlich Leute angepinkelt und frauenfeindliche Sprüche geklopft werden, ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Rätselhaft, daß die BBC Shows wie diese überhaupt in Auftrag gibt.

Über „Outnumbered“ (beste fortgesetzte Sitcom) und „Peep Show“ (beste Sitcom) werde ich noch berichten, dito über „Harry and Paul“ (beste Sketchshow), deren zweite Staffel sehr gut war, viel besser als die erste — was aber auch kein Wunder ist, schließlich zählen Paul Whitehouse und Harry Enfield zu den ganz Großen der britischen Comedy. Wer nach dem „Flying Circus“ eine zweite brillante Sketchshow kennenlernen möchte, dem sei Whitehouse‘ und Charly Higgsons „The Fast Show“ wesentlich wärmer empfohlen als das überbewertete „Little Britain“.

Update: Ich habe „Lab Rats“ und „Clone“ verwechselt. „Lab Rats“ war einfach nur langweilig, „Clone“ dagegen die Pinkel- und Frauenwitz-Sitcom von Mark Gatiss, der sich vor allem mit der (in meinen Augen eher halbguten) Provinz-Sitcom „The League of Gentlemen“ hervorgetan hat.