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Artikel Tagged ‘Michael Palin’

Alles mögliche

4. Dezember 2015 1 Kommentar

Es hat schon einen Grund, dass Toyota sich damals für den Slogan „Nichts ist unmöglich“ entschieden hat, und nicht etwa für „Alles ist möglich“. „Nichts ist unmöglich“, das klingt nach der Verwirklichung von Utopie, dem Griff nach den Sternen, nach wilden Phantasien, die wahr werden, obwohl niemand das glauben wollte. „Alles ist möglich“ dagegen klingt nach dem Eingeständnis: Ja, irgendwas kann schon passieren, oder auch nichts, wer weiß das schon. Eh wurscht.

Leider hat sich Terry Jones bei „Absolutely Anything“ (2015) für „alles ist möglich“ entschieden. Und alles mögliche in seinen Film hineingestopft — außer einem dramaturgisch kohärenten Drehbuch.

Das rettet nicht einmal Simon Pegg (der allerdings bislang kaum je einen Film gerettet hat, in dem er der leading man war, wenn man von den Edgar-Wright-Filmen absieht). Schon gar nicht durch das Overacting, zu dem Kate Beckinsale und er scheinbar verpflichtet worden sind.

Aber von Anfang an. Eine Gruppe supermächtiger Außerirdischer, in Szene gesetzt durch eher billige CGI und gesprochen von den noch lebenden Monty Pythons, gibt einem per Zufall ausgewählten Erdling, dem vom Leben enttäuschten Lehrer Neil Clarke (Pegg), absolute Macht — „Bruce Almighty“ (2003) lässt grüßen. So wollen sie testen, wie moralisch die Erdbewohner sind und ob sie es also verdient haben, weiterzuleben, oder ob die Erde besser zerstört werden sollte.

Neil allerdings wird von seiner Superkraft nicht so sehr korrumpiert als verwirrt — sein größtes Handicap scheint darin zu bestehen, dass er seine Wünsche zu ungenau formuliert, so dass stets erst einmal Chaos entsteht, bevor er sich korrigieren kann. Das Ziel seiner Wünsche aber ist im Grunde Neils heiße Nachbarin Catherine (Beckinsale), und die beiden Haupt-Hindernisse zu ihrem Herzen sind Neils sprechender Hund Dennis (Robin Williams) und ihr hartnäckiger Verehrer Grant (Rob Riggle). Um nichts größeres geht es den ganzen Film über — obwohl das so naheliegend wäre, dass es regelrecht weh tut, was da alles verschenkt wird. Siehe abermals: „Bruce Almighty“.

So entspinnt sich eine unglaubwürdige RomCom, die von einem halbgaren Scherz zum nächsten stolpert, von versehentlich von den Toten erweckten Zombies zu einem albernen Kult, der Neils Kollegen Ray (Sanjeev Bhaskar) verfolgt, zu völlig abseitigen Problemen, die kurz vor dem Finale durch (endlich!) vernünftige Wünsche Neils entstehen: Wer hätte vermutet, dass das Ende von weltweiter Obdachlosigkeit dazu führt, dass sogar die Wüsten Afrikas mit Hochhäusern verbaut werden müssen? Und das Ende des Klimawandels zu einer Eiszeit führt? Niemand, weil das natürlich Unsinn ist.

Wie so vieles in „Absolutely Anything“: dass zunächst einmal diskutiert werden muss, in welcher irdischen Sprache die Außerirdischen reden möchten, es dann aber Zufall bleibt, dass sie sich auf Englisch einigen. Als ob diese Diskussion überhaupt nötig gewesen wäre, oder wenigstens zu Witzen geführt hätte. Dass Neil und Ray aus dem Nichts darauf kommen, darüber zu reden, was sie täten, wenn alle ihre Wünsche wahr würden. Dass Neil am Ende von seiner Allmacht so überfordert ist, dass er Selbstmord begehen möchte.

Alles bleibt unmotiviert, unzusammenhängend, rätselhaft — etwa warum es so ein großes Problem sein sollte, Wünsche korrekt zu formulieren.

Was für eine Verschwendung! Terry Jones macht nicht einmal aus seiner Macht, große Namen für seinen Film zu gewinnen, wirklich etwas: die Außerirdischen, Cleese, Gilliam, Idle, Palin, haben überhaupt kein Leben sondern sind erkennbar immer nur plot device, um die Handlung in Gang zu bringen. Die Scherze in Jones‘ selbstgeschriebenen Drehbuch (na gut: mit Gavin Scott, der daran angeblich seit Jahrzehnten herumgedoktort hat) klingen wie müde Sitcom-Kalauer aus den 80ern: „Give me the body of a great man“, sagt Neil, und schwupps! hat er Einsteins Körper. Wer hätte den nicht kommen sehen? „The London Underground is worse than anything we ever did in Guantanamo“, sagt ein Ami. Really?!

Sehr schade ist das alles. Nicht zuletzt, weil auch Robin Williams in seiner letzten Filmrolle hier sehr dünne Zeilen aufsagen muss. Aber nicht ganz unerwartet, denn Terry Jones‘ letzte Regiearbeit, „The Wind in the Willows“, war 1996, und auch diesen Film habe ich als sehr inkonsistent, anstrengend und unkomisch in Erinnerung. Dieser hier, erschienen im August, hat es in Deutschland nicht einmal in die Kinos gebracht, und wenn es überhaupt eine synchronisierte Fassung geben sollte, ist sie mir bislang nicht untergekommen.

Wer einen komischen Film sehen möchte, der gucke bitte absolutely anything else (jaja, ein Scherz, den ich mir von einer anderen Kritik zu „Absolutely Anything“ geborgt habe. Wenn der Film so faul sein darf, darf ich das auch). Zum Beispiel „Ant Man“, der ist nämlich dank Edgar Wrights Vorarbeit recht komisch geworden, auch ohne dass Wright selbst dabei Regie geführt hat.

M.P.s Tagebücher

25. Oktober 2013 1 Kommentar

Man muss sich Michael Palin wohl als wahnsinnig netten Menschen vorstellen. Als einen, der so sensibel ist, dass er schon mit alltäglichen Verrichtungen hadert, etwa mit dem regelmäßigen Kauf von Vasen. Sind doch viele Vasenverkäufer so bemüht, ihm möglichst unzerbrechliche Blumenbehältnisse anzudienen oder die Vorzüge von Plastikblumen zu loben (»They can be cleaned when they get dirty«) — dabei will Palin diese Vasen doch lediglich auf der Bühne mit einem Holzhammer kaputtschlagen.

Es sind diese Anekdotensplitter, die Michael Palins Tagebücher von 1969 bis 1988 ausmachen. Skandale sind keine aufzudecken, dazu wäre Palin auch viel zu freundlich und zurückhaltend. Zunächst einmal spielen sogar Monty Python selbst gar keine überragende Rolle, schließlich war sich das Ensemble der kleinen Sketch-Show »Monty Python’s Flying Circus« gar nicht bewusst, was es in Gang bringen würde. Und auch später kommen John Cleeses Alleingänge, Graham Chapmans Alkoholkonsum, Neid und Missgunst, wie sie in vermutlich allen Künstlergruppen an der Tagesordnung sind, eher am Rande vor. Allenfalls erlaubt er sich: »Die anderen vier von uns, oder sollte ich sagen drei und ein sich herumdrückender Chapman (nein, das wäre nicht nett, und das hier ist ein nettes Tagebuch), die anderen vier von uns arbeiteten weiter bis dreiviertel sieben.«

Dafür erhält man Einblick in ein Leben, dessen geregelter Ablauf wenig von dem anarchischen Flair hat, das üblicherweise mit Monty Python in Verbindung gebracht wird. Statt dessen geht es um kleine Kinder, den alzheimerkranken Vater und Sorgen um das von Wirtschaftskrisen und Terror gebeutelte Land; regelmäßig ist der Strom abgestellt, einen Bombenanschlag der IRA kann Palin von seinem Haus aus hören. Dann wieder freut er sich über den Weltatlas, den er sich zum 27. Geburtstag kauft (»with £3 from Southwold«, wo seine Eltern wohnen), einen Gartenstuhl, den er von seiner Frau bekommt, und den zugehörigen Garten, in dem schon Anfang Mai viele Blumen blühen. Engländer halt.

Zwischen Vertragsverhandlungen und Dreharbeiten, die nicht nur gerüchteweise zum größten Teil aus Warten und Frieren bestehen, und Verhandlungen mit Fernseh-, Film- und Schallplattenbossen ist es schon ein Höhepunkt, wenn die ganze Truppe zu einer USA-Tour aufbrechen darf. Die ist zwar nicht gut bezahlt, aber von zahlreichen treuen, oft verrückten, aber stets harmlosen Fans begleitet, selbstverständlich auch von weiblichen. Terry Jones, Palins bester Freund und stets mit dem Kürzel »TJ« bedacht, TJ also gerät ordentlich in Rage, als er erfährt, dass das Hotelpersonal in Gestalt zweier bewaffneter Wachmänner einem Groupie nicht erlauben will, die Pythons auf ihren Zimmern zu besuchen. Jones macht »the wrong move of the evening«, nimmt den Aufzug ins Erdgeschoss und dreht erst mal durch. »These poor heavily armed men« müssen Jones’ ganzen Frust über Klimaanlagen und schlechte Bordverpflegung über sich ergehen lassen, bestehen aber tapfer darauf, dass für Besucher auf dem Zimmer zu bezahlen sei. Jones lässt seinem Zorn so lange freien Lauf, bis er seinen Willen bekommt und das Mädchen auf sein Zimmer darf — und stellt erst dann fest, dass die Maid wider Erwarten »dick, von keiner bemerkenswerten Schönheit und auf keinen Fall eine wunderschöne Prinzessin war, die er aus den Fängen eines Drachen befreit hatte«. Schön doof; die Truppe ist dafür um eine hübsche Schote auf TJs Kosten reicher.

So versöhnen selbst die kurzen Momente von Stargehabe und Berühmtheit den nur unwesentlich unberühmteren Leser, der so vor allem von der Freundlichkeit und der Heiterkeit des nettesten Pythons der Welt erfährt: Palins Notizen (»The Python Years« und »Half Way to Hollywood«, beide bei Phoenix erschienen) sind, in kleinen Portionen genossen, sehr treue, kurzweilige und unaufdringliche Begleiter bei den eigenen Tourneen von zu Hause ins Büro und zurück.

zuerst erschienen in der Humorkritik in Titanic 11/2013

Die Kulturflatrate der BBC

7. März 2012 2 Kommentare

Um es gleich im Vorhinein offenzulegen: Wenn nicht jemand auf mich zugekommen wäre und mir die BBC-iPlayer-App für mein Smartphone einen Monat lang zum kostenlosen Test angeboten hätte, hätte ich sie mir vermutlich nicht geholt. Ich gucke eher nicht gewohnheitsmäßig Fernsehkrempel auf meinem Handy, das ist mir einfach zu klein, und Tablet habe ich keines.

Andererseits hätte ich doch etwas verpasst, das muss ich einräumen: Denn für knappe sieben Euro im Monat kommt dieser Zugang zu (ich weiß nicht wie) weiten Teilen des BBC-Fernseharchivs schon ziemlich nahe an eine Kulturflatrate ran, jedenfalls für mich. Zwar hab ich im Laufe der Jahre schon viel davon gesehen, was da speziell in der Kategorie Modern Comedy angeboten wird, „Rev“ und „Saxondale“, „I Am Not an Animal“, „Nighty Night“, „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“, „How Not To Live Your Life“, „The Office“, „Extras“, „Little Britain“, „IDEAL“, „Lead Balloon“, „The Mighty Boosh“, „Black Books“, „Peep Show“, „The Thick of It“ usw. usw. usw. — aber vieles eben auch noch nicht. Zum Beispiel „Keeping Up Appearances“ oder die Kinderserie „Rentaghost“. Beides sehr gute Serien, wie ich mich überzeugen konnte. Und es gibt ja noch viele Kategorien neben Comedy, so dass ich mir auf diesem Wege immerhin eine Vorstellung davon verschaffen konnte, was Michael Palin, dessen Tagebücher ich gerade lese, so über die Jahre an Reisedokumentationen gemacht hat. Viele nämlich. Sehr, sehr viele.

Und die iPlayer-App hat mir zu einem lustigen Wiedersehen mit einem ehemaligen Titanic-Kollegen verholfen: Denn Jeremy „Shoot them in front of their families“ Clarkson hat in seiner Serie „Jeremy Clarkson Meets the Neighbours“ (BBC2, 2002) in der Folge „The Germans“ den ehemaligen Titanic-Chefredakteur Oliver (damals noch ohne Maria) Schmitt getroffen und interviewt. Rätselhafterweise in Köln. Und musste anschließend (und nachdem die Kameras abgeschaltet waren) zugeben, dass der fast lustiger war als er selbst, was für einen Mann wie Clarkson, der über ausgeprägte Vorurteile gegenüber Aus-, sprich: Nichtengländern im Allgemeinen und Deutsche im Besonderen verfügt, doch recht überraschend zu sein schien.

Hier also der Tipp von jemandem, der mit 6,99 Euro dazu verführt worden ist, das zu sagen: Holt euch die BBC-iPlayer-App! Sie ist gut!!

Holy F***ing Circus

21. Oktober 2011 13 Kommentare

Hier ist der ganze Film: „Holy Flying Circus“ (BBC 4), über den ich in Erwartung großer Dinge schon mal berichtet habe: die filmische, aber betont fiktionale Aufarbeitung der Kontroversen rund um „Monty Python’s Life of Brian“ (1979), die in einer Fernsehdiskussion zwischen John Cleese und Michael Palin hie, Malcolm Muggeridge und dem Bischof von Southwark Mervyn Stockwood auf der anderen Seite gipfelte.

Leider ist „Holy Flying Circus“ überhaupt nicht meins, gleichwohl ich das Restwerk des Autors Tony Roche sehr schätze, der nicht nur Teil des Autorenteams von „The Thick Of It“ und „In The Loop“ ist, sondern auch schon für das gerade laufende und recht schöne Comedydrama „Fresh Meat“ (Channel 4) geschrieben hat. Abgesehen von der wirklich verblüffenden Ähnlichkeit des Casts mit den Originalfiguren mochte ich überhaupt nichts an diesem Film, genauso wenig wie ich Leute mag, die minutenlang Python-Szenen (oder irgendwelche anderen Höhepunkte der Comedy) aufführen. Denn das war es im Wesentlichen: Eine Imitation. Ein Versuch, Comedy im Ton der Pythons zu machen. Ranwanzerei also, Fantum, genauso schlimm, wie wenn man einen Film über die „Simpsons“ im Stil der „Simpsons“ machen würde.

Eventuell ist es die fehlende Fallhöhe, die zu solcher Epigonie führt — da soll ja kein Denkmal gestürzt werden. Das ginge auch gar nicht, oder nur mit größten Schwierigkeiten, weil man sich nicht über Menschen lustig machen kann, die sich ihrerseits seit je über Denkmäler lustig gemacht haben. Das geht dann auf der anderen Seite zu einfach, wenn man empörte Christen als komplette Hanswurste inklusive einem Tourette-Trottel, einem Stotterer und einem Mark Heap-Creep zeigt: da stimmt dann zwar theoretisch die Fallhöhe (aufgeblasene, bigotte Christen), praktisch liegen dieses Opfer (heutzutage) aber schon so am Boden, daß man als Satiriker eigentlich Beißhemmungen kriegen sollte.

Dazu kommt ein Skript, das ziellos herumeiert (jaja, schon klar, die Mäander der Pythons), Darren Boyd, der Basil Fawlty spielt statt John Cleese, ein Terry Jones, der gleichzeitig die Ehefrau von Michael Palin ist, ach Gott. Es nimmt mich nicht wunder, daß die überlebenden Pythons sich von „Holy Flying Circus“ distanziert haben (allerdings weniger aus künstlerischen Gründen als aus solchen der historischen Genauigkeit) und John Cleese die BBC als „talentfreie Zone“ beschimpft hat. Dieses Experiment, diese Hommage (falls es als solche gedacht war) ist nicht gelungen, und ich bin da offenbar eher auf Seiten der Zuschauer, deren Twittereinträge deutlich kritischer sind als die Pressestimmen: Die finden „Holy Flying Circus“ zu meiner Überraschung nämlich tatsächlich eher gut.

BBC-Film-Film: Das Leben des „Das Leben des Brian“

21. Juni 2011 9 Kommentare

Es ist noch gar nicht so lange her, daß „Monty Pyhton’s Life of Brian“ (1979) wieder in ganz Großbritannien gezeigt werden darf: Der Film hatte bis vor wenigen Jahren ein (freilich längst vergessenes) Aufführungsverbot in Aberystwyth (Wales) [oder auch nicht, siehe Kommentare]. Nun aber, da ausgerechnet die Judith von der People’s Front of Judea (alias Sue Jones-Davies) dort Bürgermeisterin ist war, darf auch der Film wieder in den Aberystwythschen Kinos aufgeführt werden.

Eine Anekdote, heute; seinerzeit aber gab es heftige Diskussionen um das vermeintlich blasphemische Meisterwerk der Pythons. Unter anderem in Irland und Norwegen durfte der Film nicht gezeigt werden, Kirchenvertreter in den USA und in Großbritannien liefen zu Proteststürmen auf — nicht zuletzt, weil viele den Film gar nicht richtig verstanden bzw. nie gesehen hatten und der irrigen Meinung waren, dort würde Jesus persönlich geschmäht. Tatsächlich aber kommt Jesus nur in einer Szene des Films vor, bei der Bergpredigt, und wird keineswegs durch den Kakao gezogen, sondern höchst respektvoll gezeigt. Die Trottel sind nur die, die ihn falsch verstehen.

Stoff für einen eigenen Film? Allerdings! BBC4 hat bekanntgegeben (und der Guardian berichtet), daß im Herbst ein 90-Minuten-Drama rund um „Das Leben des Brian“ ausgestrahlt wird: „Holy Flying Circus“. Die Pythons selbst werden dabei nichts mit dem Filmprojekt zu tun haben (hatten aber ein Mitspracherecht, das offenbar keiner von ihnen genutzt hat); der Film selbst soll kein Biopic werden, sondern mit surrealen Umschnitten, Puppen- und anderen Animationen arbeiten. Klingt… interessant. Hoffentlich wollen sich die Macher dabei nicht mit den Pythons in puncto Schrägheit messen, das könnte leicht schiefgehen.

Das Buch wird Tony Roche beisteuern, der Co-Autor u.a. von „The Thick of It“ und „In The Loop“ ist, und die Schauspieler, die die Pythons darstellen sollen, stehen auch schon fest:

Darren Boyd, John Cleese

Darren Boyd („Whites“, „Dirk Gentley“) wird John Cleese spielen — leuchtet mir unmittelbar ein, daß es da Ähnlichkeiten gibt, es unbestreitbar, und zwar nicht nur äußerlich. Boyd hat auch in seiner Art, unterdrückte Aggressionen zu spielen, gewisse Parallelen zum Spiel von John Cleese.

Charles Edwards, Michael Palin

Charles Edwards als Michael Palin hat ebenfalls deutliche Ähnlichkeiten.

Steve Punt, Eric Idle

Daß Steve Punt („The Mary Whitehouse Experience“) und Eric Idle sich ähnlich sehen, hat schon lange zu albernen Gerüchten geführt, Punt sei mit Idle verwandt oder gar sein Sohn — was natürlich Unsinn ist.

Tom Fisher, Graham Chapman

Mhm, geht auch klar…

Phil Nichol, Terry Gilliam

…genau wie diese Besetzung. Schön, daß mit Phil Nichol ein in Schottland geborener, aber in Kanada aufgewachsener Comedian einen amerikanischen Comedian in England spielt — fehlt nur noch eine Studienzeit in Australien oder so.

Rufus Jones, Terry Jones

Update: Und auch Rufus Jones als Terry Jones sollte funktionieren (ich hatte die Graphik vorbereitet, aber vergessen, sie hochzuladen. Mei, wo hab ich nur immer meinen Kopf?!).

Comedy Landmarks (4): Staverton Station

10. August 2010 5 Kommentare

1982 änderten sich die Zeichen, unter denen bis dahin Comedy im britischen Fernsehen stattgefunden hatte. Ein neuer, „alternativer“ Fernsehkanal, Channel 4, machte den drei alteingesessenen, BBC1, BBC2 und ITV, ab November Konkurrenz, und eine junge Gruppe von Comedians fand sich zusammen, um gegen das Comedy-Establishment anzutreten, das sie für konservativ, tendenziell rassistisch und minderheitenfeindlich hielten. „The Young Ones“ (BBC2, 1982) von Ben Elton steht heute stellvertretend für die alternative Comedy — und war, so anarchisch-grell, wie die „Young Ones“ daherkamen, vermutlich auch das komischste, was die alternative Comedy-Bewegung hervorgebracht hat; ansonsten litt die Komik ja doch ein bißchen an der selbstverordneten politischen Korrektheit ihrer Macher.

Diesmal gleich zu Beginn: Icke vor historischer Kulisse

Sieben Tage jedoch, bevor „The Young Ones“ debütierten, lief am ersten Sende-Abend von Channel 4 die erste Folge einer anderen Comedy-Reihe, die den eigentlichen Startschuß für die alternative Comedy lieferte: „The Comic Strip Presents: Five Go Mad in Dorset“. In dieser halbstündigen „Fünf Freunde“-Parodie trafen erstmals etliche spätere Stars der Bewegung aufeinander: Dawn French und Jennifer Saunders hatten ihren allerersten Fernsehauftritt, mit von der Partie waren Adrian Edmondson und Robbie Coltrane, letzterer ebenfalls in seinem ersten TV-Auftritt. The Comic Strip begriff sich als Comedy-Kollektiv, dazu gehörten Rik Mayall, Nigel Planner und Peter Richardson; „The Comic Strip Presents…“ lief in fünf Staffeln bis 1993, etliche Specials nicht mitgezählt.

Staverton Station in der Nähe von Totnes, Devon

Die erste Szene der ersten Folge „The Comic Strip Presents…“, die am ersten Abend von Channel 4 lief, und jetzt komme ich langsam mal zum Punkt: wurde gedreht in Staverton Station. Hier kommen die Freunde in der Provinz an, um mit einer ziemlich elitären, um nicht zu sagen: schwer konservativen Attitüde vermeintlich sinistren Gestalten nachzuspüren, die sich später als zwar homosexuell (Onkel Quentin!), aber nicht kriminell herausstellen. Was die fünf Freundchen nicht davon abhält, sie der Polizei zu übergeben.

Wenn man diese Folge heute sieht, wundert man sich schon ziemlich — nicht nur darüber, daß sie damals zu einem kleinen Aufschrei unter den Fans der „Fünf Freunde“ führte (obwohl die Enid-Blyton-Gesellschaft sie vorher abgesegnet hatte), sondern auch, daß sie als der Beginn einer Comedy-Revolution gilt. Denn für heutige Sehgewohnheiten ist das natürlich alles sehr langsam, beinah zäh, und über weite Strecken auch nicht besonders komisch. Manche Gags sieht man überhaupt nur, wenn man um ihre Existenz weiß: In einer Szene etwa, die am Teetisch der Tante spielt, wo die fünf Freunde untergekommen sind, sieht man in jeder einzelnen Einstellung eine blaue Ginflasche. Das heißt: man sieht sie — aber nur, wenn man schon weiß, daß sie da ist, sonst geht dieser visuelle Scherz leider völlig unter.

Wirkt ein bißchen wie eine zu groß geratene Modelleisenbahnanlage...

Daß die einspurige und nicht elektrifizierte Eisenbahnstation noch immer genau so aussieht wie vor 28 Jahren, nämlich bilderbuchhaft schön, hat einen einfachen Grund: Sie gehört nicht zum regulären Eisenbahnnetz, sondern ist quasi museal. Am Wochenende, bevor wir dort hin kamen, hatte ein 40er-Jahre-Event stattgefunden, mit Loks und Waggons dieser Zeit, Uniformen und allem, was dazugehört. Täglich kann man an Fahrten mit historischen Zügen teilnehmen. Ein gerahmter Aushang vermerkt alle Film- und Fernseh-Dreharbeiten, die auf Staverton Station bislang stattgefunden haben: Eine ganze Menge. Angefangen von Peter Cushing und „The Hound of the Baskervilles“ über Michael Palins „Ripping Yarns“ bis hin zu den „Tripods“, einer Sci-Fi-Kinderserie, die ich mit 14 als sehr verstörend empfunden habe, beim Wiedersehen neulich allerdings eher als billig und sensationell schlecht gespielt.

Auf einem Abstellgleis stehen einige historische Waggons

Das bemerkenswerteste an Staverton Station aber: der Bahnhofsvorsteher, der mit imposantem Bart und Taschenuhr in der Hand alle fünf Minuten den Bahnsteig auf und ab geschritten ist, als käme gleich königlicher (oder zumindst hochadeliger) Besuch. Wie mir überhaupt noch mehrmals aufgefallen ist, wie viele erwachsene Männer in England einen Eisenbahnfetisch haben und sich mit größter Ernsthaftigkeit damit beschäftigen können, den ganzen Tag extra gebaute Schmalspur-Dampfloks zu fahren, Gleisanlagen zu pflegen, alte Dieselaggregate am Laufen zu halten — oder eben Bahnhofsvorstand zu spielen. Toll.