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Im Inneren der Pythons

Fanbücher sind meist trivial. Sie sammeln nutzloses Wissen über Stars und die Entstehung ihrer Arbeiten, publizieren Privatfotos und faksimilieren Korrespondenzen, die niemanden etwas angehen außer Absender und Empfänger. Zum Verständnis der Werke tragen sie nichts bei, ganz besonders nicht bei komischen Arbeiten, die zum Funktionieren einen gewissen Effekt brauchen, zu dessen Gelingen viel Wissen über Autoren und Werkgenese eher hinderlich ist.

Das macht es Büchern wie „Python über Python – Die Autobiographie von Monty Python“ von Bob McCabe (Hannibal Verlag) schwer. Tatsächlich besteht auch dieser Prachtband von 360 Seiten und guten fünf Pfund Geburtsgewicht zu einem beträchlichen Teil aus Informationen, die man besten auf Partys zum Einsatz bringen kann: Schon gewußt, daß „Monty Python’s Flying Circus“ beinah „Bunn Wackett Buzzard Stubble and Booth“ geheißen hätte? Daß die BBC kurz davor war, die Bänder der Serie routinemäßig zu löschen? Daß die Pythons den amerikanischen Fernsehsender ABC verklagten und darauf bestanden, daß der „Circus“ nicht ausgestrahlt werde? Und wußten Sie, daß Graham Chapman Schwerstalkoholiker war und daß er in seinen letzten, von Krankheit geprägten Jahren die restlichen Pythons ein ums andere Mal verklagen wollte? Bzw. hätten Sie das wissen wollen?

Nein, auf so manches Detail aus dem Innenleben der genialen Komikertruppe hätte man gerne verzichtet. Doch sind es auch diese Details, die einen erhellenden Einblick in die Funktionsweise der Pythons gewähren. So homogen die Gruppe nach außen wirkte, so schwierig war es wohl, sechs krude Persönlichkeiten unter einen Hut zu bekommen. Da gab es „große“ Pythons und „kleine“, nämlich das Team Chapman/Cleese und den ganzen Rest, es gab Zweiergespanne, die sich bei den Vorstellungen ihrer Sketche gegenseitig mit Lachern unterstützen konnten, und Einzelkämpfer (Eric Idle und der Amerikaner Terry Gilliam), es gab starke Konkurrenz zwischen dem „Fernsehregisseur“ Terry Jones und dem „Kinofilmregisseur“ Gilliam, die als ewig hadernde Doppelspitze sowohl „Die Ritter der Kokosnuß“ als auch „Das Leben des Brian“ drehten, und es gab doch so viel Einverständnis, daß Humorparadigmen gesetzt wurden, die bis heute Gültigkeit haben (etwa der Pointenverzicht bei Sketchen), und zeitlose Erkenntnisse gewonnen (unter anderem die, daß Frauen in Filmen selten komisch sind und bei Comedy-Filmen oft nach einer Stunde die Luft raus ist); und natürlich entstanden einige der komischsten Filme, die bis dahin gedreht worden sind.

Bob McCabe hat für diese „Autobiographie“ zahllose Stunden lang jeden einzelnen der Pythons interviewt, das so gewonnene Material durch bereits vorhandene Gespräche mit G. Chapman angereichert und thematisch-chronologisch geordnet; ein Kniff, der es erlaubt, an jeder beliebigen Stelle in das Buch einzusteigen, es von hinten nach vorne zu lesen oder anhand des umfangreichen Registers und zwischendurch auch noch die Foto-Schätze aus den Archiven von Michael Palin und Terry Jones, Auszüge aus ihren Tagebüchern und Gespräche mit David Sherlock, dem langjährigen Freund von „Gray“ Chapman, goutieren zu können.

Fein auch, daß durch diese Technik so manches Geheimnis ungelüftet bleibt, denn die Aussagen mancher Pythons widersprechen sich nicht unerheblich. Chapman etwa behauptet, den Namen Monty hätten sie „mit sehr unangenehmen Agenten aus der Charing Road in Verbindung“ gebracht, „und Pythons sind allgemein unangenehm“; Idle dagegen erklärt, „‚Python’ kam von John, der immer Tiernamen als Witz einsetzte, und von mir kam ‚Monty’, nach einem der Stammgäste in unserem Pub in Mappleborough Green“, der ein echtes Orginial gewesen sei, und: „Der Name schien gleichermaßen unerhört und nett.“