Britcoms.de lebt!
Ein frohes Neues allen Lesern und Alles Gute, britcoms.de — das Blog lebt und hatte am Montag vierten Geburtstag. Dass an dieser Stelle in den letzten vier Wochen nicht allzu viel passiert ist, hatte mehrere Gründe: ich war zweimal krank (bin es immer noch), Weihnachten, Silvester, und ungewöhnlich viel zu tun zwischen den Jahren war auch noch. Nicht zuletzt: Es war gar nicht mal so viel zu bloggen — die Weihnachts-Specials haben mich dieses Jahr weniger begeistert als in den Vorjahren.
Ausnahme: Das „Outnumbered“-Weihnachts-Special (BBC1, 24.12.), das zweite in Folge, ohne dass es zwischendurch reguläre neue Folgen gegeben hätte. Stärker noch als im Jahr davor hatte ich diesmal das Gefühl, dass die Autoren Guy Jenkin und Andy Hamilton das große Problem der vierten Staffel in den Griff bekommen haben. Wir erinnern uns: „Outnumbered“ lebte von drei Kindern, die ihren Eltern mit Klugscheißerei, sinnloser Aggression, Lügen und verheimlichten Problemen schön auf die Nerven gingen, und das in halb improvisierten Szenen, die sehr davon profitierten, dass zumindest die zwei jüngsten Kinder (Ramona Marquez als Karen und Daniel Roche als Ben, zu Beginn zehn und zwölf Jahre alt) mit offenkundig großer Lust am Spielen der Serie Leben einhauchten. Leben, das vielen ähnlichen Serien fehlt, in denen Kinder Kinder spielen, wie Erwachsene sie sich vorstellen, und Texte aufsagen, die Erwachsene geschrieben haben. Diese Natürlichkeit ging über die Jahre verloren, die Kinder waren irgendwann älter als ihre Rollen, und plötzlich stimmte die Chemie der ganzen Serie nicht mehr.
Das haben Hamilton und Jenkin nun aber wieder hingekriegt: das Special konzentrierte sich mehr auf eine typisch britische Story rund um eine entgleiste Weihnachtsparty mit viel Alkohol, Neurosen, Ärger mit der Polizei und anderen peinlichen Situationen, fügte einige immer gern gesehenen Gaststars dazu (Mark Heap, Sanjeev Bhaskar) — und fertig waren sehr amüsante 40 Minuten. So könnte ich mir sogar noch eine ganze Staffel „Outnumbered“ vorstellen; die wäre dann zwar nicht mehr das alte „Outnumbered“, sondern näher an einer traditionell geschriebenen und gespielten Sitcom — aber was soll’s. Also, BBC: Bitte mehr davon!
Das war’s dann aber auch schon mit der Weihnachtsherrlichkeit. Das „Downton Abbey“-Special (ITV1, 25.12.) war zwar okay, aber nicht herausragend: ein Familienausflug der Herrschaft nach Schottland (und ein Besuch des Jahrmarkts der Subalternen) brachte zwar einen Tapetenwechsel und schöne, ungewohnte Bilder, doch erst ganz am Schluss, als Cliffhanger, wurde die Handlung der Serie vorangetrieben. Das allerdings mit einem unweihnachtlichen Schock.
Den anderen Weihnachtsschock hat mir die erste Folge „A Young Doctor’s Notebook“ verpasst (vierteilige Miniserie, Sky Arts): Ein billiges Set (ich dachte erst, ich sei in einer BBC-Sitcom der frühen 80er), darin langatmig gespielt die düstere Adaption der „Aufzeichnungen eines jungen Arztes“ des bekannten russischen Humoristen Michail Bulgakow (bitte in die Luft gemalte Anführungszeichen mitdenken) — und als Stars tatsächlich, ich dachte, ich traue meinen Augen nicht: Jon Hamm (ja, der Jon Hamm, der Don Draper in „Mad Men“ spielt) und Daniel Radcliffe (ja, der Harry Potter, der Daniel Radcliffe in „Daniel Radcliffes Karriere“ spielt)?! Hm. Das war unerwartet. Und unkomisch. Wie zur Hölle kommen denn Don Draper und Harry Potter dazu, diesen komikfernen Schmarrn zu spielen? War an den Theatern dieser Welt keine Stellen mehr frei für überambitionierte Superstars, die kleine Nebenprojekte suchen?
Tscha, und das war Weihnachten. Gut, dass es vorbei ist.
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