Archiv

Artikel Tagged ‘Peter Capaldi’

Ali G. back in da House

14. Dezember 2012 3 Kommentare

Die British Comedy Awards 2012 haben mich doch ein wenig überrascht: „Hunderby“ (Sky 1), die Period-Drama-Sitcom (falls man das so sagen kann) von und mit Julia Davis, hat in den Kategorien Beste Sitcom und Beste neue Comedy abgeräumt — und ich habe davon nur die erste Folge gesehen, weil ich weder auf die allzu finsteren Sachen von Julia Davis stehe (wie etwa „Nighty Night“) noch auf historische Serien (wenn man von „Downton Abbey“ absieht). Die Briten allerdings lieben diese Kostümschinken.

Trotzdem hätte ich „Hunderby“ jetzt nicht als Gewinner des Abends auf dem Zettel gehabt, schon weil es auf dem Bezahlkanal Sky 1 von keiner breiten Öffentlichkeit gesehen worden sein kann, und weil derzeit ja doch eher warme, familienkompatible Comedy die Oberhand hat. Dass „Moone Boy“ (Sky 1) als beste Sitcom nicht mal nominiert war, dafür aber die zweite Staffel des eher biederen „Rev.“ (BBC2), hat mich schon irritiert, dito dass „Hunderby“ gegen „Moone Boy“ und „Alan Partridge: Welcome To The Places in My Life“ als beste neue Comedyshow gewonnen hat.

„The Thick of It“ hat ebenfalls gewonnen: Peter Capaldi und Rebecca Front sind als Best Comedy Actor respektive Actress ausgezeichnet worden; das wiederum kann ich verstehen.

Dann aber wieder etliche mir rätselhafte Entscheidungen: Jack Whitehall als 2012 King of Comedy? Really? Whithall ist zwar sehr gut in „Fresh Meat“ (Channel 4) als snobistischer JP, aber sowohl seine eigene Show „Bad Education“ (BBC3) als auch sein Stand Up sind allenfalls medioker.

Auch „Cardinal Burns“ (E4), ausgezeichnet als Best Sketch Show, fand ich schwächer als die Konkurrenten in dieser Kategorie, „Very Important People“ (Channel 4) und „Horrible Histories“ (CBBC/BBC). Letztere hat in den vergangenen Jahren abgeräumt, womöglich wollte die Jury dieses Jahr nicht noch einmal alle regulären Sketch Shows demütigen, indem man eine Kinderserie gewinnen lässt.

Hier finden sich alle Gewinner des Jahres; und nachstehend ist die Dankesrede von Sacha Baron Cohen, nein: von Ali G., der stellvertretend für Baron Cohen den Outstanding Achievement Award entgegennimmt und dafür zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder eine Bühne betritt. Zehn Jahre! Ich werde wohl alt. Ali G. dagegen nicht: seine Rede ist sehr, sehr lustig. Respect!

Jahresendabstimmung – Die Ergebnisse

10. Dezember 2012 Keine Kommentare

Der Poll zur besten englischen Sitcom 2012 bleibt offen; nichtsdestoweniger will ich die Ergebnisse bis heute kurz kommentieren — und gratuliere meinen Lesern zu ihrem guten Geschmack: „Moone Boy“ (Sky 1) hat gewiss nicht unverdient gewonnen; die im Irland der späten 80er beheimatete Geschichte des elfjährigen Martin Moone und seines unsichtbaren Freundes von und mit Chris O’Dowd ist sicher die herausragendste Show des zurückliegenden Jahres. Tusch und hurra!

Ich freue mich auch deswegen für „Moone Boy“, weil er mit „The Thick of It“ (BBC4/BBC2) und „Episodes“ (Showtime/BBC2) zwei starke Konkurrenten hatte, die schon im zweiten respektive vierten Jahr Zuschauer sammeln konnten. Beide wären ebenfalls keine schlechte Wahl gewesen, auch wenn die letzte Staffel „Thick of It“ mich schon nur noch bedingt in ihren Bann gezogen hat — zu sehr fehlte Malcolm Tucker (Peter Capaldi) als durchgehende Hauptfigur, zu wenig interessierten mich die LibDem-Knallchargen und die gepflegte Langeweile der Torys.

„Episodes“ fällt schon ein ganzes Stück hinter „Moone Boy“ und „Thick of It“ zurück; zu unrecht, nach meinem Empfinden, denn die zweite Staffel mit ihrem Richtungswechsel zu mehr Soap und mehr Hauptfiguren fand ich besser als die erste, die ja doch recht durchwachsen war. (Kürzlich erst, als ich Stephen Frys Einlassungen zu englischem im Gegensatz zu amerikanischem Humor im Blog hatte, ist mir aufgefallen, wie einleuchtend „Episodes“ diesen Unterschied doch darstellt: hie die ewig bedröppelt guckenden Engländer, die weder gegen ihren Star Matt LeBlanc einen Stich machen noch gegen die ihnen vorgesetzten amerikanischen Produktionsaffen, und die sich dann zu allem Überfluss sogar noch miteinander verstreiten und beinah voneinander trennen — und da der ewige Sonnyboy „Joey“ und die ganzen Grinsekatzen in seinem Schlepptau, immer einen Spruch auf den Lippen, furchtbar.)

Die weiteren Platzierungen haben schon fast zu wenig Stimmen, um aus ihnen noch etwas herauszulesen. Allein dass „Parents“ (Sky 1) so schlecht abgeschnitten hat, finde ich schade — diese Domcom um eine ganze Familie (mit der meistens lustigen Sally Phillips in ihrer ersten Hauptrolle als Mutter), die zu den Großeltern (zurück-) zieht, fand zumindest ich top-lustig.

Ach ja, und: „Life’s Too Short“ (BBC2), Ricky Gervais‘ Zwergensitcom, war natürlich schon 2011 auf dem Abstimmungszettel — und ist da mit 20 Stimmen immerhin auf Platz drei gelandet. Diesmal weit abgeschlagen mit einer einzigen Stimme — wie kommt sowas? Weil sich alle anderen erinnert haben, dass die schon 2011 angelaufen ist? Kann ich mir fast nicht vorstellen. Allenfalls, dass sie eben schon vor einem ganzen Jahr ausgestrahlt wurde und deswegen praktisch schon vergessen ist. Auch kein gutes Zeichen.

Ladykillers

31. Januar 2012 Keine Kommentare

Ich war übers Wochenende in London und habe die Gelegenheit genutzt, seit gefühlten hundert Jahren mal wieder ins Theater zu gehen: „The Ladykillers“, mit Peter Capaldi, Ben Miller und Stephen Wight, in einer Neufassung von Graham Linehan. Ich bin weiß Gott kein Theaterfan (anachronistische Kunstform, meine Meinung), aber das war gut.

Im Gielgud Theatre im West End jedenfalls herrschte vom ersten Moment an aufgeräumte Stimmung unter den Besuchern der 19.45 Uhr-Vorstellung; offenbar waren die meisten direkt nach der Arbeit gekommen und dementsprechend auch nicht sonderlich herausgeputzt. Es war eine eher zwanglose Atmosphäre, in der verblüffend viel Veuve Clicquot gesüffelt wurde, die Ausgelassenheit war, kein Wunder, die einer Kindervorstellung, in der das Publikum auf die Ansprache des Polizisten in der ersten Szene („Good evening, folks!“) auch prompt unisono antwortete („Good evening, Constable!“). Toll.

Es war überhaupt alles toll: Graham Linehan, Autor von „Father Ted“, „Black Books“ und „The IT Crowd“, hat das Drehbuch zum Film von 1955 (damals mit Alec Guinness, Peter Sellers und Herbert „Inspector Dreyfus“ Lom in den Hauptrollen) fantastisch auf die Bühne übersetzt, sprich: auf seine charakteristische Art mit Wortwitz und Slapstick beschleunigt und mit surrealen Elementen ergänzt, wo die Handlung sonst nicht vorangekommen wäre. Capaldi („The Thick of It“), Miller („The Miller & Armstrong Show“) und Wight (der Skoose in „Whites“) sind auf der Bühne genauso gut wie vor der Kamera. Und Bühnenbild wie -Technik verdienen eigene Auszeichnungen: Wie sie das hinbekommen haben, das windschiefe Haus aus dem Film auf die Bühne zu stellen, war sensationell.

In „The Ladykillers“ vermietet die schrullige alte Mrs. Wilberforce ein paar Zimmer ihres vom Bombenkrieg in Mitleidenschaft gezogenen Häuschens an einen gewissen Professor Marcus (Guinness/Capaldi) und seine Spießgesellen (u.a. Sellers und Lom/Wight und Miller). Diese sind aber keineswegs, wie sie vorgeben, Musiker, die im Quintett Streichmusik machen, sondern Gauner, die es auf einen Geldtransport abgesehen haben. Mrs. Wilberforce‘ Häuschen liegt idealerweise nahe Kings Cross und direkt an der Bahnlinie, und Marcus‘ genialer Plan ist es, Mrs. Wilberforce ohne ihr Wissen als Fahrerin einzusetzen, die die Beute unter den Augen der Polizei in einem Koffer aus dem Bahnhof holt. Das gelingt ihr; es sind sogar Polizisten, die ihr dabei helfen, den schweren Koffer zu transportieren.

Allerdings stiftet die Alte nicht nur unabsichtlich immer wieder Chaos, sie ist, nachdem sie die Bande durchschaut hat, auch resolut genug, von den Gangstern zu verlangen, ihre Beute zurückzugeben. Was für die Räuber bedeutet, dass ihnen nichts übrig bleibt, als die zierliche, schwache, alte Lady aus dem Weg zu räumen. Nur: Wer macht’s? Am Ende, nach mehreren Verfolgungsjagden durch das Haus und über das Dach, sind alle Gangster tot, und die Polizei, die Mrs. Wilberforce von Anfang an kein Wort geglaubt hat, bittet sie, kein Wort mehr über ihre hanebüchenen Erlebnisse zu verlieren und das viele Geld doch bitte zu behalten.

Im Bühnenbild der Theaterfassung sind die minimal gekippten Senkrechten des Films zu schiefen Ebenen geworden; da gibt es keine einzige Waage- oder Senkrechte mehr, und das auf gleich drei Etagen. Mit Effekten wird nicht gespart: Wenn ein Zug vorbeifährt, flackert nicht nur das Licht und Rauch kommt zum Fenster herein, nein: da tanzen auch Stühle und Tische, und zwar auf die erkennbar unnatürlichste (und deshalb sehr komische) Weise. Der Raubüberfall, schlecht auf der Bühne zu zeigen, wird mit ferngesteuerten Autos nachgespielt, und zwar an der äußeren Hauswand der Drehbühne, die dank geschickter Beleuchtung im Handumdrehen zum Aufriss eines ganzen Stadtviertels wird. Und ganz am Ende, als der allein übrig gebliebene Professor Marcus fliehen möchte, wird die dritte Bühnenwand zum Tunnel, aus dem ein Zug herauszufahren scheint — wie sie das genau hinbekommen haben, ist mir bis jetzt nicht ganz klar. Verblüffend jedenfalls.

Linehan war klug genug, sich von dem Film weit zu lösen und, statt sklavisch das Original zu reproduzieren, lieber mit den Charakteren zu spielen, ihnen Raum zu geben, der im extrem ökonomisch arbeitenden Film nicht möglich gewesen wäre. (Der Film ist übrigens nach heutigen Maßstäben sehr langsam, geradezu verschnarcht, aber das ist wohl auch kaum anders zu erwarten — nach mehr als einem halben Jahrhundert.) „Reservoir Dogs“ habe einen großen Einfluss bei der Entstehung gehabt, erklärt Linehan in einem Interview, und in der Tat hat das Stück fast mehr mit den psychologischen Verwicklungen der Gangsterbande in Tarantinos Film gemein als mit der Ealing-Studio-Comedy der Original-„Ladykillers“.

„I don’t really do subtlety“, erklärt Linehan, große Set Pieces, Farce und überraschende Verschränkungen von Storylines seien eher sein Ding. Militärs mit großen Schnurrbärten, Bösewichter, die herumschleichen wie Nosferatu, und kleine alte Ladys, die wie die Omis in „Sylvester und Tweety“-Cartoons sprechen und sich bewegen, würden ihn mehr reizen. Ideale Voraussetzungen also für Theaterkomödien. Jetzt würde ich noch gerne die neue Filmfassung von Linehan sehen. Na ja, unwahrscheinlich, nachdem die Coen-Brüder erst 2004 ihre Version in die Kinos gebracht haben.

Die Bafta-Gewinner 2011

24. Mai 2011 3 Kommentare

Ausgerechnet BBC2 hat in der Sparte Comedy bei den Baftas dieses Jahr abgeräumt (Best Comedy und Best Sitcom). Ausgerechnet, weil gerade BBC2 so unter finanziellem Druck steht, daß fortsetzungswürdige Serien nicht verlängern werden können, weil die Relation von guten Comedyideen und Einnahmen aus Fernsehgebühren, mit denen man zweite und dritte Staffeln bezahlen könnte, nicht stimmt. Was besonders bedauerlich ist, wenn man die insgesamt eher karge Comedylandschaft in den Blick nimmt.

Entgegen meiner Voraussage von Ende April nicht gewonnen hat Miranda Hart, dafür aber in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

„Getting On“ (Regie: Peter „Malcolm Tucker“ Capaldi) hat gerade die Zusage für eine dritte Staffel bekommen, and rightly so.

In der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme hat gewonnen:

  • James Buckley, “The Inbetweeners” (E4)
  • Steve Coogan, “The Trip” (BBC2)
  • Tom Hollander, “Rev.” (BBC2)
  • David Mitchell, “Peep Show” (Channel 4)

Da gibt es wenig zu kommentieren; an Steve Coogan kommt keiner ran.

In der Kategorie Comedy Programme hat gewonnen:

  • “Catherine Tate’s Little Cracker” (Sky1)
  • “Come Fly With Me” (BBC1)
  • “Facejacker” (E4)
  • “Harry and Paul” (BBC2)

und in der Kategorie Situation Comedy:

  • “Mrs Brown’s Boys” (BBC1)
  • “Peep Show” (Channel 4)
  • “Rev.” (BBC2)
  • “The Trip” (BBC2)

Auch bei Harry Enfields und Paul Whitehouse‘ Sketchshow „Harry and Paul“ würde ich vermuten, es war der Kultstatus der beiden alten Comedy-Hasen, der ihnen hier den Bafta beschert hat, ihre Sketche können nämlich zumindest mich nicht überzeugen, obwohl ich die „Fast Show“ immer noch zu den größten Sketchshows ever zählen würde. „Rev“ dagegen hat sich den Bafta redlich verdient, ist diese sympathische kleine Sitcom doch bislang bei Preisvergaben stets hinten runtergefallen.

Weiterhin abgeräumt hat auch „Sherlock“ (BBC1): Zwar hat sich Benedict Cumberbatch als Leading Actor Daniel Rigby geschlagen geben müssen, der für „Eric and Ernie“ einen Bafta erhalten hat, die Verfilmung der Geschichte des Comedyduos Morecambe und Wise durch Victoria Wood (BBC2). Aber Martin Freeman hat in der Kategorie Supporting Actor gewonnen, und der Best Drama Series-Bafta ist ebenfalls an den Dreiteiler von Mark Gatiss („The Leage of Gentlemen“) und Steven Moffat („Coupling“, „Doctor Who“) gegangen.

„Misfits“ (E4) dagegen ist bis auf einen Bafta für Lauren Socha (Supporting Actress) enttäuschend leer ausgegangen — kein Bafta für Robert Sheenan (Supporting Actor), kein Bafta für Drama Series, kein Bafta für New Media (den hat dafür „Wallace and Gromit’s World of Invention“ gekriegt).

Der Bafta Special Award schließlich ist dieses Jahr Peter Bennett Jones zugesprochen worden, dem Chef der Produktionsfirma Tiger Aspect, aus deren Hause Erfolgsserien wie „Benidorm“, „Mr. Bean“ und „The Vicar of Dibley“ stammen. Außerdem ist Bennett Jones Mitbegründer der Charity-Initiative Comic Relief („Red Nose Day“), die über die Jahre Millionenbeträge zusammengetragen hat.

British Comedy Awards: Die Gewinner

23. Januar 2011 Keine Kommentare

Ganz wie erwartet, hat vor allem Miranda Hart für ihre Tollpatschcom „Miranda“ (BBC2) abgeräumt bei den diesjährigen British Comedy Awards: Nämlich in den Kategorien „Best New British TV Comedy“ und „Best Comedy Actress“, und den „People’s Choice Award“ gab’s gleich obendrauf. Nur in der Abteilung „Best Sitcom“ hatten „The Inbetweeners“ die Nase vorn. Was an „Miranda“ new sein soll, entzieht sich meinem Verständnis: die erste Staffel lief schon 2009 (ok, sie lief 2009 an), und altmodischer als „Miranda“ kann Sitcom kaum sein. Was soll’s, dem breiten Publikum gefällt’s halt, und so seien ihr die drei Awards gegönnt, auch wenn sie nun wirklich kein bißchen frischen Wind in das Genre gebracht hat.

Erfreulicher ist da schon, daß tatsächlich „Newswipe“ in der Kategorie „Best Comedy Entertainment Programme“ gewonnen hat, auch wenn sich Charlie Brooker nicht gegen Harry Hill als „Best Comedy Entertainment Personality“ durchsetzen konnte.

Daß „The Armstrong & Miller Show“ den „Best Sketch Show Award“ an die Kindersendung „Horrible Histories“ verloren hat: Meh. So gut „Horrible Histories“ sein mag, ich bevorzuge Comedy für Erwachsene.

Peter Capaldi kann sich über den Award für den „Best Comedy Actor“ für seine Rolle in „The Thick Of It“ freuen, das allerdings in der Kategorie „Best Sitcom“ nichts gerissen hat, und Kayvan Novak über seine Auszeichnung für die „Best British Comedy Performance In Film“, die ihm „Four Lions“ eingebracht hat.

Zuguterletzt: Sam Bain und Jesse Armstrong („Peep Show“ sowie ungezählte Co-Autorenschaften von „The Thick Of It“ bis „That Mitchell And Web Look“) haben den „Writer’s Guild Of Great Britain Award“ abgeräumt — verdientermaßen.

Bedauerlich ist und bleibt allerdings, daß weder „Rev.“ noch „Whites“ etwas abgekriegt haben vom schönen Awards-Segen — beide hätten es verdient gehabt. Tom Hollander war immerhin nominiert („Best Comedy Actor“); daß aber „Whites“ nicht einmal eine Chance hatte: Shame! Shame!

The British Comedy Award 2011: Nominations

16. Januar 2011 Keine Kommentare

Nächsten Samstag werden die British Comedy Awards 2011 verliehen, und die Jury hat gestern die Nominierten bekanntgegeben. Aus dieser Liste geht imho vor allem eines hervor: 2010 war kein sehr gutes Comedy-Jahr.

Über die Nominierungen für „Comedy Panel Shows“ gehe ich hinweg — ich sehe sie einfach nie, auch wenn bestimmt sowohl „Have I Got News For You“ wie auch „Shooting Stars“ und „Would I Lie To You?“ ihre Meriten haben. Ich tippe mal, HIGNFY wird gewinnen, weil das Konzept der Show, Comedy-Improvisationen zu aktuellen Nachrichten, so anspruchsvoll ist. Neu ist es allerdings nicht — HIGNFY läuft seit 1990 in der BBC. Und lustiger fand ich während meines Englandurlaubs „Would I Lie To You?“, bei dem die Panels erraten müssen, ob die (autobiographischen) Geschichtchen, die von Gästen zum Besten gegeben werden, tatsächlich stimmen oder frei erfunden sind.

Als „Best Comedy Entertainment Programme“ sind „Harry Hill’s TV Burp“, „The Graham Norton Show“ und „Newswipe“ nominiert. Toi, toi, toi für Charlie Brooker — allerdings ist „Newswipe“ kein genuines Comedy-Format.

Charlie Brooker ist neben Ant & Dec und Harry Hill ebenfalls einer der Nominierten in der Kategorie „Best Comedy Entertainment Personality“. In den Kategorien „Best Male Comic“ sind David Mitchell, Harry Hill und Michael McIntyre am Start, „Best Female Comic“ sind entweder Jo Brand, Sarah Millican oder Shappi Khorsandi. Bei den Herren fände ich Mitchell am sympathischsten (und sowohl Hill als auch McIntyre ausgesprochen unsympathisch); bei den Damen kenne ich nur Jo Brand, und die war zumindest in „Getting On“ ganz gut.

Jetzt aber: „Best New British TV Comedy“. Hier stehen „Grandma’s House“, „Miranda“ und „The Trip“ zur Auswahl, und ich schätze mal, „Miranda“ macht das Rennen. Schon weil die beiden anderen Nominierten entweder so wenig zur Identifikation einladende Figuren wie Simon Amstell in der Hauptrolle spazierenführen, oder kaum laute Lacher erzeugen konnten wie Coogans und Brydons „Trip“, das doch eher ein stiller Schmunzler für die Zeit nach Mitternacht war.

Ich muß allerdings zugeben, daß mir die zweite Staffel „Miranda“ überraschend doch noch ganz gut gefallen hat. Nicht zuletzt, weil ich der Frau mal eine Folge gezeigt habe, und ihr diese altmodische Slapstick-Sitcom mit der tollpatschigen Miranda umstandslos so ans Herz gewachsen ist, daß sie mehr sehen wollte. Was will man da machen! Nach drei Folgen hatte sie mich dann.

Warum aber fehlen „Whites“ und „Rev.“? Beide hätte ich „Grandma’s House“ in jedem Fall vorgezogen.

Die „Best Male/Female Breakthrough Artists“ überspringe ich gerade mal und komme direkt zu den „Best Sketch Shows“, which are: „Harry & Paul“, mit dem ich leider wenig anfangen kann, trotz der eigentlich guten Harry Enfield und Paul Whitehouse, „Horrible Histories“ (gut, aber genaugenommen ein Kinderprogramm) und „The Miller & Armstrong Show“. Letztere meine Favoriten, wie aufmerksamen Lesern dieses Blogs nicht entgangen sein wird. Nicht auf der Shortlist: „That Mitchell & Webb Look“, was in der vierten Staffel mittlerweile leichte Ermüdungserscheinungen zeigt.

„Best Sitcom“: „Miranda“, „The Inbetweeners“ und „The Thick Of It“. Es wird natürlich „Miranda“, schon weil sie so dermaßen erfolgreich war; die letzte Staffel „The Thick Of It“ lief m.W. schon 2009, es ist mir nicht klar, warum das dieses Jahr wieder nominiert ist. Gar nicht erst nominiert: „The IT Crowd“. Aus guten Gründen.

„Best Comedy Actor“: Nominiert sind James Buckley („The Inbetweeners“), Peter Capaldi, Rob Brydon („The Trip“) und Tom Hollander („Rev“), bei den Damen Jo Brand, Katherine Parkinson und Miranda Hart.

Und zum Schluß: „Best British Comedy Performance In Film“: Neben dem (mir unbekannten) Aaron Johnson („Kick Ass“ — hä?) sind Kayvan „Hands too big“ Novak und Nigel „We’re bombing the mosque“ Lindsay aus „Four Lions“ nominiert, der auf diesem Weg wenigstens noch mal ein bißchen zu seinem Recht kommt. Natürlich wäre es mir ein Fest gewesen, wenn als drittes noch Riz Ahmed in der Hauptrolle als sympathischer Selbstmordattentäter auf der Liste gewesen wäre, aber man kann nicht alles haben.

Nächsten Samstag wissen wir mehr; meine Spannung hält sich allerdings in Grenzen — es wird eh alles „Miranda“ gewinnen. Behaupte ich jetzt einfach mal.