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Artikel Tagged ‘Ricky Gervais’

30 Rock! Rock!! Rock!!!

12. Januar 2009 1 Kommentar

Die drei Golden Globes für „30 Rock“ gehen natürlich völlig i.O., auch wenn bei der Preisverleihung die letzte Folge noch gar nicht berücksichtigt worden sein kann, in der die Rapper-Parodie Tracy ein phantastisches Jackett aus Dollarnoten und Schuhe aus reinem Gold trug. Doch weil US-Sitcoms hier nur am Rande vorkommen sollten, und Golden Globe-Verleihungen gar nicht, verweise ich einfach auf DWDL, was die Verleihung, und auf das Fernsehlexikon, was die lustigen Worte von Ricky Gervais angeht, der nicht nominiert war und das so kommentierte:

Welch eine Verschwendung. Das war das letzte Mal, daß ich Sex mit 200 Journalisten mittleren Alters hatte.

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Knowing me, Oliver Nagel, knowing you – the visitor!

7. Januar 2009 34 Kommentare

Ahaaa and welcome zum, soweit ich das überblicken kann, ersten und einzigen deutschsprachigen Blog, das sich mit britischen Sitcoms beschäftigt – im Folgenden kurz Britcoms genannt. Als ältere Beiträge sind hier etliche der Humorkritiken zu finden, die ich in den letzten Jahren für TITANIC geschrieben habe; ab genau jetzt gibt’s hier Neues über britische Sitcoms, die mir so unterkommen. Und natürlich über Sketchshows. Und Filme — wenn etwa Schauspieler aus Britcoms mitspielen wie Ricky Gervais in seinem aktuellen Film „Ghost Town“ (der übrigens ganz nett ist, aber kein Höhepunkt seines Schaffens). Aber auch über (in der Regel vergebliche) Versuche des deutschen Fernsehens, britische Sitcoms zu adaptieren. Und amerikanische Sitcoms, wenn sie mir über die Maßen gut gefallen.

Eine kleine Liste mit Britcoms, die man gesehen haben und auf DVD besitzen sollte, findet sich bei Amazon — ebenso wie eine Liste mit Serien und Filmen, die man auch haben sollte, die aber zumindest ich nicht habe. Noch nicht…

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Extra gut

1. November 2005 2 Kommentare

Einen Komparsen, der sich für einen Schauspieler hält, spielt Ricky Gervais in seiner zweiten Sitcom seit „The Office“, und damit nach David Brent eine weitere Figur, die sich grandios überschätzt: Andy Millman, Statist mit Ambitionen und einem untalentierten Agenten, treibt sich pro „Extras“-Folge auf dem Set je eines Films herum und trifft dabei auf einen je neuen (und echten) Star: Auf Ben Stiller etwa, der in der ersten Folge Regie bei einem Kriegsfilm über den Kosovokrieg führt, auf Kate Winslet als Nonne im zweiten Weltkrieg, und auf Patric Stewart in einer u.U. Shakespeare-Verfilmung. Dabei schafft es Gervais, ebenso peinliche Situationen zu entspinnen wie in „The Office“. Um seine Chancen bei einer gläubigen Frau zu erhöhen, improvisiert der atheistische Andy einen Katholiken, hat aber nicht die geringste Ahnung von Sitten und Gebräuchen und redet sich infolge einmal mehr um Kopf und Kragen: „Catholics, yeah, I’m definitely one of us… Catholic, the c word, right? – Not the c word [i.e. cunt; Fotze], a c word.“ Zur Seite steht ihm dabei jederzeit seine Kollegin Maggie Jacbos (Ashley Jensen), die Millman in nichts nachsteht: Sie spricht Samuel L. Jackson ein Kompliment für seinen Auftritt in „The Matrix“ aus, aber das war natürlich Laurence Fishburn. Einsatz Andy: „Es ist aber nicht so, daß sie denkt, ihr seht alle gleich aus – falls Sie das jetzt gerade gedacht haben.“ Seine Freundin sei nämlich keine Rassistin, was man schon daran sehen könne, daß sie mit einem Schwarzen zu schlafen versucht habe. Der stünde direkt neben ihm, Jackson. „’Pulp Fiction’!“ ruft er schließlich dem wortlos weggehenden Jackson nach.

Drei Jahre sind seit dem Überraschungserfolg „The Office“ vergangen, der Gervais zum Star gemacht hat. Seine erste Sitcom, die die BBC überhaupt nur in Auftrag gegeben hat, weil sie außerordentlich kostengünstig zu drehen war, hat die Latte hoch gehängt, und Gervais war gut beraten, alle Fernseh-Angebote auszuschlagen, die ihn als Figur für den Bildschirm verbraucht hätten: Er hat sich auf die Produktion einer amerikanischen „The Office“-Adaption, Live-Auftritte und Kinderbücher über merkwürdige Monster („Flanimals“) beschränkt. Der Erfolg in den USA ermöglicht ihm nun ein Staraufgebot, das Gervais klug einsetzt: Nämlich in weiten Teilen als Stichwortgeber und eher ernste Parts, die Gervais und Jensen als Reibungsfläche dienen. Als glänzend komische Auftritte allerdings bleiben die von Ben Stiller und, erstaunlicherweise, Kate Winslet in Erinnerung; ersterer demütigt als Kriegsfilmregisseur vorbildlich den Autor der Kriegsfilm-Drehbuchvorlage, dessen Frau im Kosovokrieg ermordet wurde, und blafft ihn schließlich vor versammelter Mannschaft an: Ob das sein, des Autoren, Film wäre oder seiner, Stillers – und er, der Autor, solle endlich aufhören, dauernd wegen seiner beschissenen toten Frau rumzuheulen!

Daß „Extras“ hinter dem Maßstäbe setzenden „The Office“ zurückbleiben muß, beschädigt die Serie dabei nur wenig: Gervais’ Prinzip der Pointenvermeidung ist nicht mehr neu, ebenso wenig die Gebrochenheit der Figuren, deren Bemühen um Antirassismus, weibliche Emanzipation, Toleranz gegen Behinderte und Schwule sie stets in die größten Verlegenheiten bringt. Man kennt das Prinzip. Doch es kommt bekanntlich weniger darauf an, daß ein Witz neu ist, als daß er gut erzählt wird. Sieht man von der Schematisierung einmal ab, die sich hin und wieder bemerkbar macht, ist „Extras“ eine solide Sitcom, die zu recht fortgesetzt werden wird. Die erste Staffel ist im Sommer in Großbritannien gelaufen, erscheint am 31. Oktober auf DVD und kann dann per Import auch hier bezogen werden.

(zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 11/2005)

Büro, Büro

Über eine neue Form der Sitcom habe ich kürzlich sehr lachen müssen: Die Dokutainment-Parodie „The Office“, die gerade in Großbritannien alle Rekorde bricht. „The Office“ erzählt mit den Mitteln einer TV-Dokumentation die Vorgänge im Management des mittelständischen Papiervertriebs Wernham Hogg in Slough: Die Geschäfte gehen schlecht, die Zusammenlegung mit einer Schwesterfirma droht, parallel dazu natürlich auch Entlassungen. Leider ist der Chef David Brent völlig unfähig, kann weder mit seinen Untergebenen umgehen noch mit seiner Vorgesetzten und hält sich irrtümlich auch noch für einen verkannten Comedian, obwohl er für seine „Scherze“ stets peinlich berührtes Schweigen erntet – oder gar Heulkrämpfe, wenn er etwa zum Zwecke eines practical jokes das Empfangsfräulein „entläßt“, weil es „Post it-Notes gestohlen“ hat. War natürlich nur „Spaß“.

Auf Oneliner, Gags im herkömmlichen Sinne, verzichtet „The Office“ dabei fast völlig; Komik wird hier anders erzeugt: Je peinlicher Brent wird, je verständnisloser die Sales Representatives sich angesichts seiner Auftritte ansehen, je quälender und länger er sich um Kopf und Kragen redet, desto größer wird auch die Spannung im Zuschauer, bis sie qua Gelächter abgebaut werden kann. An den komischsten Stellen muß man schier den Blick abwenden, so unangenehm berührt fühlt man sich. Und die Identifikation wird nicht nur durch den dokumentarischen Ansatz gefördert, sondern auch dadurch, daß beinahe jeder ähnliche Szenen, ähnliches kollegiales Verhalten – Büro, Büro – aus eigener Anschauung kennt. Geradezu philosophisch könnte man angesichts dieser Meta-Komik werden, die in ihren besten Momenten geradezu zu einem Umschlag der Komödie in die Tragödie führt, denn Brent ist nicht nur ein Alptraum von Chef, sondern auch eine tragische Figur, mit der man nicht erst Mitleid entwickelt, wenn sie ihrer finalen Entlassung mit hochnotpeinlichem Flehen um Weiterbeschäftigung begegnet.

Eine Meisterleistung der beiden „Office“-Erfinder Ricky Gervais (alias David Brent) und Stephen Merchant also, die nicht nur in England einschlug: Die Serie ist bereits mehrfach prämiert, hatte in England fünf Millionen Zuschauer, setzte schon mit der ersten Staffel unglaubliche 500 000 DVDs und Videos ab (die zweite erscheint demnächst) und ist bereits an über 60 Länder weltweit verkauft; ob auch an Deutschland, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Die möglichen Verbrechen einer Synchronisation will ich mir ebensowenig vorstellen wie ein deutsches Remake. So bleibt nur die Empfehlung, sich möglichst eine Kopie zu besorgen, oder sich erstmal online zu informieren.

(zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 5/2003)