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Artikel Tagged ‘Robert Webb’

Funny Money

21. Oktober 2010 1 Kommentar

The Sun hat die Top-40-Verdiener der britischen Comedy zusammengestellt und ihre Einkünfte aus dem laufenden Jahr geschätzt. Die geringste Überraschung sind natürlich die Spitzenreiter:

1. Sacha Baron Cohen: 8 Millionen Pfund (9 Mio. Euro) dank „Brüno“ und „Borat“

2. Ricky Gervais: 7 Mio. Pfund (7,9 Mio. Euro) dank der US-Lizenz für „The Office“, seiner UK-Tour „Science“ und zwei US-Live-Auftritten für geschätzte 500 000 Pfund.

2. Rowan Atkinson: dito 7 Mio. Pfund aus seiner „Mr Bean“-Rente, die ihm die permanente Ausstrahlung seiner Kultserie in Flugzeugen bringt: „Mr Bean“ ist die am häufigsten gezeigte Show auf Flügen.

2. Peter Kay: dito 7 Mio. für seine erste Stand Up-Tour seit sieben Jahren, die im nächsten Monat anläuft.

Auf Platz 6 folgt Steve Coogan, der sich mittlerweile auf dem US-Film- und -Fernsehmarkt etabliert hat, mit 5 Mio. Pfund (5,6 Mio. Euro); Platz 9 geht an Eddie Izzard (4 Mio. Pfund). Erst auf Platz 16 kommt Stephen Fry (2 Mio. Pfund), Plätze 21 resp. 24 gehen an die „Little Britain“-Stars David Walliams und Matt Lucas (1,8 bzw. 1 Mio. Pfund). John Cleese trudelt auf Rang 29 ein mit einer halben Million Pfund, dito Bill Bailey, und Mitchell & Webb haben 700 000 bzw. 400 000 Pfund eingefahren.

Was verdienen eigentlich deutsche Comedians? Ich habe mal eben schnell gegoogelt, aber offenbar sind deutsche Medien a) weniger an den Umsätzen der Comedy-Industrie interessiert oder b) ein wenig zurückhaltender mit so privaten Informationen wie Jahreseinkünften. Wer weiß was?

And the Bafta goes to…

Heute abend werden die Baftas vergeben, denen ich mangels sensationeller neuer Comedy in den letzten zwölf Monaten allerdings eher halb interessiert entgegensehe. In der Sparte Comedy Programme sind nominiert:

  • „The Armstrong and Miller Show“
  • „The Kevin Bishop Show“
  • „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“
  • „That Mitchell and Webb Look“

Mein Favorit in dieser Kategorie wäre selbstverständlich Stewart Lee, dessen Stand-Up-Show (an der auch Armando „The Balding God“ Iannucci beteiligt ist) nicht  nur die einzige neue unter den Nominierten, sondern auch die originellste ist: solipsistisch, beißend, finster — ganz nach Lees Motto If you prefer a milder comedian, please ask for one.

„Armstrong and Miller“ liefern klassische Sketch-Comedy, die wesentlich von der Chemie zwischen Alexander Armstrong und Ben Miller lebt („Worst Week of My Life“) und zwar eine ganze Menge gute Ideen hat, aber schwerlich die Neuerfindung des Comedy-Rades ist. Gleiches gilt für Mitchell & Webb sowie Kevin Bishop: letzterer hat die schnellsten Gags, erstere haben den Vorteil, Mitchell und Webb zu sein. Alle drei (außer Lee) müssen sich das vergiftete Lob gefallen lassen, „solide“ zu sein: gut gemacht, handwerklich top, in weiten Teilen auch verläßlich komisch, aber eben traditionell.

Nominiert in der Sparte Situation Comedy sind

  • „The Inbetweeners“
  • „Miranda“
  • „Peep Show“
  • „The Thick of It“

Von diesen vier fallen für mich persönlich zwei sofort raus: Miranda Harts „Ich bin so ein liebenswerter Tollpatsch“-Sitcom und die Coming-of-Age-Comedy „Inbetweeners“, die gewiß viele Wiedererkennungs-Gags für 17jährige am Start hat, nicht aber für meine Generation. „Peep Show“ (sechs [!] Staffeln) und „The Thick of It“ (je nach Zählweise zwei bzw. drei Staffeln) sind beide verdienstvoll, aber über beide wurden auch schon sehr viele Loblieder gesungen.

Auch dieses Jahr finde ich es unerklärlich, daß „Outnumbered“ nicht einmal nominiert ist (bis auf Hugh Dennis als besten männlichen Performer). Aber es ist ja auch Miranda Harts unfaßbarer Mist nominiert (und Hart selbst sogar noch als „Best Female Perfomance in a Comedy Role“), während sagen wir „Psychoville“ oder „Gavin & Stacey“ ignoriert wurden.

Einzige Kategorie, die mich am Rande interessiert, ist dieses Jahr Drama Series, in der ich sowohl „Misfits“ als auch „Being Human“ gerne an erster Stelle sähe; beide Serien seien an dieser Stelle abermals schwer empfohlen.

Die komplette Comedy-Shortlist findet sich im British Comedy Guide.

Best Peep Show in Town

6. Oktober 2009 4 Kommentare

Bei manchen Serien fragt man sich wirklich, warum man sie überhaupt guckt — fünf Staffeln lang. Bei „Red Dwarf“ etwa war es so: Ich hatte von dem massiven Kult gehört, der die Serie umgibt, es gab ein günstiges Box-Set, und ich hatte viel Zeit; na ja, jedenfalls die 15 Stunden, die diese fünf Staffeln dauerten. Ein lustiger Farbiger, eine Katze in Menschengestalt, ein Hologramm und ein depperter Computer auf einem Raumschiff, das klang ja auch vielversprechend. Nach fünf Staffeln aber habe ich es dann aufgegeben: Billigste Kulissen und Effekte, die in ihrer Schlichtheit selbst (die TV-Serie des) „Hitchhiker’s Guide“ hinter sich ließen, die 80er-Jahre in ihrer schlimmsten Erscheinungsform, unglaublich langweilige Episoden — ich hatte vorher gewußt, daß die Serie schon bei ihrer Erstausstrahlung ein Slow Burner war, der erst nach vielen Jahren allmählich Fans hinter sich versammelte, aber das war mir zu slow. Die restlichen drei Staffeln und alle Wiederbelebungsversuche dieses Jahres habe ich mir dann geschenkt.

Beinahe wäre es mir mit „Peep Show“ (Channel4) ebenso gegangen. Da wäre mir allerdings etwas entgangen, denn die sechste Series (hat gerade Halbzeit) scheint mit Abstand die beste zu werden.

Was möglicherweise daran liegt, daß Mark und Jeremy mit dieser Staffel erwachsener geworden sind. Ich hatte in meiner Besprechung im März vermutet, ich sei zu alt für „Peep Show“, möglicherweise ist es aber umgekehrt: „Peep Show“ war zu juvenil für mich und gewinnt mit der Alterung nun eine Tiefe, des es vorher nicht hatte. In dieser Staffel stehen Mark und Jeremy nun vor Erwachsenenproblemen: Sophie (Olivia Colman) ist schwanger und weiß zunächst nicht, ob von Mark (David Mitchell) oder Jez (Robert Webb), und Mark verliert seinen Job. Das zwingt beide aus ihrer spätjugendlichen Duldungsstarre heraus und schafft Fallhöhe für peinlichere Momente denn je, etwa wenn Jez etwa in Anwesenheit von Mark behauptet, er, Jeremy, sei der Kindsvater, es tatsächlich aber besser weiß und deshalb dem unendlich erleichterten Mark Minuten später gestehen muß, er habe mit dieser Lüge nur seine neue Freundin Elena beeindrucken wollen, in Wirklichkeit sei er, Mark, Vater von Sophies Baby.

Auch die Technik der First Person Camera, die uns im Schnitt/Gegenschnittverfahren in die Köpfe der Protagonisten versetzt und es uns so erlaubt, ihren Gedanken mehr als den Dialogen zuzuhören (Buch: Jesse Armstrong, Sam Bain), funktioniert immer besser (sehr schön zu sehen in diesen beiden Szenen vom Anfang der dritten Episode) und wird immer lustiger, etwa wenn Mark während eines kleinen Streits im Geiste Jez‘ Grammatikfehler korrigiert. Ja, „Peep Show“ sprüht gerade so vor schnellen Scherzen, treffenden Formulierungen (insbesondere von Marks heimlicher Flamme Dobbie) und pointierten Dialogen und könnte eine der besten Britcoms der Nullerjahre sein und ein Beleg dafür, daß die große englische Sitcom doch nicht tot ist. Eine siebte Staffel ist für 2010 jedenfalls schon in Auftrag gegeben.

Looking through Mark’s and Jeremy’s eyes

8. März 2009 4 Kommentare

Jede Sitcom braucht, um erfolgreich zu sein, eine Idee, die sie unverwechselbar macht; ohne ein originelles Moment bleibt sie Abklatsch. Dabei sticht dieses entscheidende Merkmal mal mehr, mal weniger deutlich ins Auge: Jeder sieht ohne weiteres, daß es bei „Alf“ Alf war, den sonst keine Serie aufzubieten hatte (und zum Glück, möchte man sagen); schon ein bißchen schwieriger wird es bei „The Office“ oder „Seinfeld“, wo das Bemerkenswerte war, daß es um nichts bemerkenswertes ging — Stichwort: Show about nothing. Im Marketing spricht man von Unique Selling Proposition, kurz: USP.

Bei „Peep Show“ ist dieses Alleinstellungsmerkmal sofort auffällig: Der Zuschauer sieht die Welt mit den Augen der beiden Protagonisten Mark und Jeremy (David Mitchell und Robert Webb). Heißt: Dialoge werden direkt in die Kamera gesprochen, der Zuschauer nimmt je den Standpunkt einer der Figuren ein. Die beiden Jugendfreunde teilen sich eine Wohnung (nämlich die von Mark), obwohl sie keine Gemeinsamkeiten haben: Mark ist ernst, bieder, beruflich halbwegs erfolgreich, aber unsicher, während Jeremy faul, narzisstisch, verantwortungslos und alles in allem ein großes Kind ist, das in den Tag hineinlebt, obwohl es langsam ein bißchen zu alt ist für einen nie ernsthaft verfolgten Traum vom Leben als Rockstar. Sein bester Freund ist eine überlebensgroße Version seiner selbst: der Möchtgern-Musiker Super-Hans, ein vollkommen suspektes und vertrauensunwürdiges Subjekt, zu dem ausschließlich Jeremy aufsieht. Mark wiederum ist (jedenfalls zu Beginn) in seine Kollegin Sophie (Olivia Colman, „Green Wing“) verliebt, stolpert aber dermaßen über seine eigene Unentschlossenheit, daß er sie schließlich heiratet, obwohl er sich zuvor bereits dagegen entschieden hat.

Sam Bain und Jesse Armstrong, die Autoren von „Peep Show“, sind vielfach ausgezeichnet worden für ihre Serie, und obwohl sie Channel4 nur mittelmäßige Zuschauerzahlen beschert hat, liefen bereits fünf Staffeln und ist eine sechste in Vorbereitung: Denn ihr dunkler, böser Humor hat der Serie vor allem unter jüngeren männlichen Zuschauern ein begeistertes Fanpublikum verschafft, das sich über die immer peinlicheren Situationen freut, in die das Ensemble gerät: Sei es daß Jeremy mit Sophies Mutter schläft, sich einen Job schönredet, bei dem er einem von ihm verehrten Musiker, ähm: zur Hand geht oder daß Mark sich zum Stalker entwickelt, als Sophie in die Provinz versetzt wird.

Leider ist das Gimmick, das „Peep Show“ so einzigartig macht, nach meinem Dafürhalten auch das größte Handicap der Serie. Denn so schön es ist, entlarvende innere Monologe als Kommentare zur Handlung zu hören und die knietiefen Fettnäpfchen dementsprechend noch eindringlicher zu empfinden, die hier durchschritten werden, so hölzern wirken die meisten Schauspieler, wenn sie nicht mit anderen Schauspielern interagieren, sondern mit der Kamera, in die sie hineinsprechen müssen. Da entsteht keine Chemie, das bleibt ein bißchen lebloser, als es sein könnte, und wirkt schnell formelhaft — zumindest auf mich. Vielleicht bin ich aber auch einfach schon ein bißchen zu alt für „Peep Show“, vielleicht sollte ich mich eher an die Sketchshow „That Mitchell And Webb Look“ halten, die mir Murmel schon mehrfach ans Herz gelegt hat.

Die „Peep Show“-Clips bei YouTube, wo sich sogar ganze Folgen finden, lassen sich leider hier nicht einbetten, aber immerhin verlinken: Zum ersten Teil der ersten Folge bitte hier entlang!

((Jaja, die Überschrift versteht wieder mal keiner: eine Anspielung auf „Gary Gilmore’s Eyes“ von den Adverts.))

Kleine Einkaufsliste (1)

25. Januar 2009 15 Kommentare

Weil mich die, um es vorsichtig zu formulieren, erstaunlichen Preise von amazon.co.uk gerade nicht ruhen lassen, hier mal eine gaaanz kleine Auswahl von Box-Sets, die mir ins Auge gesprungen sind — natürlich auch, weil ich sie noch nicht habe, von Klassikern wie „Extras“ (zwei Staffeln, ein Special = £20.88), „Green Wing“ (zwei Staffeln, ein Special = £23.98), „The IT Crowd“ (drei Staffeln = £17.98), „Blackadder“ (vier Staffeln, drei Specials = £29.98), „The Fast Show“ (drei Staffeln, dreiteiliges Special = £15.98) und „Spaced“ (zwei Staffeln = £9.98 – WTF?!) soll hier also gar nicht die Rede sein. Sondern von

Shameless (fünf (!) Staffeln = £25.97) Ein Comedy-Drama aus dem armen Norden Englands: Die Familie Gallagher als dysfunktional zu bezeichnen hieße schamlos untertreiben. Alkoholismus, Homosexualität, Berufskriminalität, Armut, Gewalt, Psychodefekte und Sex, Sex, Sex – alle Garanten für leichte Fernsehunterhaltung, wie sie in Deutschland von Privaten wie Öffentlich-Rechtlichen gleichermaßen gefürchtet werden, kommen in so ziemlich jeder Folge vor. Ziemlich erbarmungslos gefilmt, meist mit sehr subjektiver Wackelkamera, immer auf der Seite der Familie, bietet „Shameless“ Einblick in die Welt der Manchesteraner Arbeiterklasse. Wie sie in britischen Comedy-Dramas vorkommt jedenfalls. Paul Abbott, der Creator hinter „Shameless“, behauptet, für die Serie aus seinen Jugenderlebnissen geschöpft zu haben.

Peep Show (fünf (!!) Staffel für £16.98 (!!!)) Die zwei Flatmates Mark und Jeremy (David Mitchell, Robert Webb) könnten unterschiedlicher nicht sein: Der eine ein finanziell erfolgreicher, aber pessimistischer und konservativer Twentysomething, der andere ein erfolgloser, aber optimistischer Altersgenosse, der sich für einen noch zu entdeckenden Rockstar hält, dabei aber ein bißchen zu sehr von sich überzeugt ist. Der Clou dieser Serie ist ihre Form: Erzählt wird immer abwechselnd aus der Ich-Perspektive Marks und Jeremys, so daß der je andere direkt in die Kamera guckt und der Zuschauer die meist entlarvenden Gedanken des aktuellen Ich als Offside-Kommentar hört. Sehr lustig, sehr erfolgreich — Mitchell und Webb haben noch etliche andere Eisen im Feuer, von denen noch zu berichten sein wird.

Some Mother Do ‚Ave ‚Em (drei Staffeln, drei Specials = £17.98) Bei uns völlig unbekannt, in England prägend für die Generation, die Mitte der 70er vor dem Fernseher groß wurde: Frank Spencer (Michael Crawford) und seine irren Abenteuer. Diese extrem physische Comedy besticht vor allem durch ihre spektakulären (und spektakulär komischen) Stunts: Da wird am laufenden Band aus dem Fenster gesprungen und über Klippen gefahren, versagt Frank bei neuen Jobs und führen kleine Reparaturen im Haus zu riesigem Chaos und Nervenzusammenbrüchen bei allen, die mit Frank auch nur entfernt in Berührung kommen. Ein Spaß für die ganze Familie. Oooh, Betty!

The Mighty Boosh (drei Staffeln für £25.98) habe ich erst kürzlich vorgestellt. Wer’s immer noch nicht hat: Grüner wird’s nicht.