Peter Kay’s Got The Spoof Factor
Ein Schwiegermutterliebling, der mit einer grenzrassistischen schwarzen Bauchrednerpuppe „Ebony And Ivory“ singt, ein Quartett aus zwei an den Rollstuhl gefesselten Frauen und ihren Männern namens 2 Up 2 Down sowie eine dicke Transsexuelle, deren Medley von „Free Nelson Mandela“ in, ela – ela – ela, „Umbrella“ von Rihanna übergeht – selbst wenn es im deutschen Fernsehen eine Parodie auf „Deutschland sucht den Superstar“ gäbe, kämen diese Figuren darin eher nicht vor. Dabei ist „Peter Kay’s Britain’s Got The Pop Factor… and Possibly a New Celebrity Jesus Christ Soapstar Superstar Strictly on Ice“ (Oktober 2008, Channel 4, hier gibt’s annähernd die ganze Show bei YouTube) nicht annähernd so tabuverletzend böse, wie man meinen könnte. Sondern ganz im Gegenteil eine mit bemerkenswerter Liebe zum Medium Fernsehen und seinen Castingshows gemachte Spoof Show, bei der mitzuwirken sich weder Paul McCartney noch Rick Astely zu schade waren. Von den Jurymitgliedern (u.a. Pete Waterman vom Produzententrio des Grauens Stock, Aitken, Waterman), der Moderatorin und dem Voiceover ganz zu schweigen, die alle bei mindestens einer der parodierten Shows („The X Factor“, „Pop Idol“) mitgewirkt hatten – einzig Simon Cowell fehlte. So herzlich wirkt „Britain’s Got The Pop Factor…“, und so perfekt produziert ist die Show, daß man, je länger sie dauert, umso mehr mit den Kandidaten mitfühlt, und am Ende ernsthaft gerührt ist, obwohl man weiß: Es ist alles Fake.
Es dürfte nicht zuletzt an dieser Wärme gelegen haben, daß Channel 4 mit „Britain’s Got The Pop Factor…“ sensationelle Einschaltquoten hatte: Nicht nur die Fans der Originale werden sich von der Parodie angezogen gefühlt haben, sondern sicher auch die Fans Peter Kays. Das sind nicht wenige: Kay gehört in Großbritannien zu den Comedy-Superstars, obwohl er nach der großartigen Serie „Peter Kay’s Phoenix Nights“ (und einem etwas weniger wunderbaren Spinoff dazu) in den letzten vier Jahren kaum etwas fürs Fernsehen gemacht hat. Umso zufriedener kann er sein, daß er mit den beiden Songs aus seiner neuen Show sogar in die britischen Charts kam: Der „Winner’s Song“ schaffte es auf Platz zwei, der an Weihnachten zu einer (natürlich ebenfalls gefakten) einstündigen Retrospektive veröffentlichte „Once Upon a Christmas Song“ auf Rang fünf. Völlig zu Recht: Beide Titel stammen aus der Feder von Gary „Take That“ Barlow und sind Ohrwürmer der schlimmsten Sorte. Was Simon Cowell bestimmt nicht schlecht geärgert hat – denn Kay lag mit seiner Parodie in den Charts genau einen Rang vor dem Original, dem „X Factor“-Gewinner Leon Jackson.
Wenn Channel 4 wie angekündigt tatsächlich die ganze Herbst/Winter-Season so nachlegt, wie Kay es vorgemacht hat, steht uns ein komisches Frühjahr ins Haus. Hurra! Peter Kay, FTW!
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