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Kurz und gut

19. Juni 2019 2 Kommentare

Sitcoms sind, seit dramaturgische Grenzen zwischen Comedy, ComedyDrama, Sitcoms ohne Pointen usw. verschwimmen, häufig vor allem an ihrer Länge als Format zu erkennen: zwischen (netto) 23 und 30 Minuten lang = Sitcom, 45 bis 60 Minuten = ComedyDrama. Und natürlich an ihrer Anzahl: sechs in Großbritannien, zehn oder zwölf bis in den mittleren Zwanzigerbereich in den USA. Wöchentlich.

Umso schöner, wenn auch das mal aufgebrochen wird: Gerade mal zehn Minuten kurz sind die Folgen von „State of the Union“ (Sundance; Hornbys gleichnamiges Buch erscheint im August).  Alle zehn Folgen sind vom 6. bis 17. Mai gelaufen, also (wochen-)täglich.

Nick Hornby (Autor) und Stephen Frears (Regie wie auch schon bei „High Fidelity“) wussten auch, warum sie das genau so angelegt haben: weil es sich in den zehn Minuten jeder Episode um die zehn Minuten vor einer Stunde Paar-Therapie handelt, mit der Louise und Tom (Rosamunde Pike, Chris O’Dowd) ihre Ehe retten wollen.

In diesen zehn Minuten warten sie aufeinander in einem Pub, trinken schon mal ein Pint (er) oder ein Glas Weißwein (sie) und erörtern ihren „State of the Union“. Oder reden drum herum. Oder bereiten eine Strategie vor, was sie ihrer Therapeutin erzählen möchten. Beobachten, wer vor ihnen das Haus der Therapeutin auf der Straßenseite gegenüber verlässt.

Das ist sehr lustig, selbstredend enorm dialoglastig, und lebt von den brillanten Wortwechseln, wie man sie von Nick Hornby kennt. Es leuchtet jedem schnell ein, woran die Ehe krankt: sie arbeitet, zunehmend erfolgreich, während er mehr oder weniger arbeitsloser Musikkritiker ist. Der für den Brexit gestimmt hat. Hauptsächlich um ihre Freunde (lies: einerseits ihre gemeinsamen, aber auch die Freunde von Louise) anzupissen. Was gut funktioniert, auch wenn Louise von seinem Brexit-Votum erst im Laufe der Serie erfährt. Nicht zuletzt, weil sie für den NHS arbeitet, der von den fehlenden (billigen) ausländischen Arbeitskräften erwartbar betroffen sein wird.

Ein Kammerspiel, ein Kleinod ist „State of the Union“. Schon wegen Chris O’Dowd („The IT Crowd“, „Moone Boy“), mehr aber noch wegen Rosamunde Pike („Gone Girl“, „The World’s End“). Denn wenn Nick Hornby eine Schwäche hat, dann sind es seine Frauenfiguren, die häufig ein wenig flacher sind als seine männlichen Protagonisten; hier aber schwächelt nichts, was Pike nicht mit schauspielerischem Talent zumindest ausgleichen könnte.

Ein bisschen schade, dass so eine schöne Serien-Miniatur auf Sundance doch recht zögerlich den Weg in die Öffentlichkeit findet. Eine größere wäre ihr nämlich angemessen. Selbst einen Trailer davon zu finden, ist schwierig: der hier ist von einer Seite, deren Einbettungs-Code ich Techniktrottel nicht kapiere, darum auch nur briefmarkenklein. Man kann ihn aber groß klicken.

Update: Hier ist ein Trailer in korrekter Größe.