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Artikel Tagged ‘Steve Coogan’

Das „Saxondale“-Rätsel

30. Oktober 2010 Keine Kommentare

Was macht eine schlechte Sitcom schlecht?

Erkennen kann man eine schlechte Sitcom ganz einfach: Man hält einen kleinen Handspiegel bereit und sieht, während eine Folge läuft, mehrmals hinein. Sieht man statt eines lachenden ein ernstes (trauriges/wütendes/verzweifeltes) Gesicht, ist die Sitcom schlecht (oder man hat versehentlich die ARD-Themenwoche „Essen ist Leben“ eingeschaltet).

Sehr viel schwieriger wird es, wenn man zu fragen beginnt: Warum ist diese Sitcom eigentlich schlecht?

Gestern habe ich in der Hoffnung, sie könnte ein bißchen besser sein als die erste, die zweite Staffel „Saxondale“ (BBC2, 2007) in einer Sitzung durchgehockt — und mußte zunächst feststellen: zumindest die erste Folge hatte ich schon irgendwann gesehen (und auch an die zweite konnte ich mich in Bruchstücken erinnern). Schon mal schlecht, denn das hieß, sie hatte mich nicht sehr beeindruckt. Und so war es dann auch nach dem zweiten Versuch: Schon heute kann ich mich kaum noch an etwas erinnern.

Aber warum eigentlich nicht? Saxondale ist wie Alan Partridge eine Comedy-Persona Steve Coogans. Wie Partridge ist er ein Verlierer:  früher Roadie für große britische Rockbands, heute Kammerjäger. Immer noch gegen das System, immer noch mit Zauselfrisur und Vollbart, während alle um ihn herum längst erfolgreich Irgendwasmitmedien machen. Er läßt alle an seinem reichen Wissensschatz teilhaben, auch wenn sich darin so manche Unze Falschgold findet. Er belegt einen Kurs in Anger Management, fährt privat einen Ford Mustang, auf den er sehr stolz ist, beruflich aber einen Renault Kangoo, und hat es sich mit seiner moppeligen Freundin (Ruth Jones, „Gavin & Stacey“), die systemkritische T-Shirts designt/historisch-pornographische Bilder malt, ganz bequem eingerichtet.

Da liegt womöglich schon die erste Schwachstelle: Saxondales zwei Welten sind für mich gleichermaßen uninteressant. Ich kann weder an das Klischee vom Roadie anschließen, der in den Siebzigern mit Jimmy Page und Brian May gesoffen hat, noch könnte ich behaupten, daß mich die Profession des Kammerjägers elektrisierte. Alan Partridge war in dieser Hinsicht viel universaler: ein unsympathischer TV-Moderator, der seine Show verliert und Radio-DJ in der Provinz wird.

Nun muß eine Sitcom, deren Setting auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet ist, nicht automatisch für alle anderen Zielgruppen uninteressant sein. Wer aber einen so großen Teil der Komik aus einem einzigen Umstand zieht wie „Saxondale“ aus dem „früherer Roadie“-Ding, könnte alle, die das nicht direkt anspricht, zum Beispiel durch einen weiteren Charakter gewinnen, der sich ebenfalls nicht für olle Rock’n’Roll-Kamellen interessiert. Hier etwa durch den Azubi Raymond (Rasmus Hardiker), der Saxondale überall hinbegleitet. Doch Raymond bleibt farblos, gelangweilt, indifferent (eine Paraphrase seiner Rolle in „Lead Balloon“). Reibungsfläche für Saxondale? Raymond ist das genaue Gegenteil.

Und er kriegt, wie auch sonst niemand, keine einzige Szene ohne Coogan. Das könnte der zweite Schwachpunkt sein: Die Serie konzentriert sich ausschließlich auf Saxondale. Selbst wenn ich kein Fan von Ruth Jones bin: ein bißchen mehr Tiefe hätte ihrer Figur hier nicht geschadet. Sie bleibt aber, weil auch sie keinen Moment alleine auf dem Bildschirm hat, immer Saxondales Anhängsel. Morwenna Banks als Rezeptionistin der Agentur, in der sich Saxondale seine Aufträge abholt, ist zwar sehr gut darin, Saxondale durch ihre passiv-aggressive Art, der er nicht gewachsen ist, auf die Palme zu bringen. Doch auch ihre Figur ist nur in der Serie, weil sie genau diese Funktion erfüllen soll — eigenes Leben wird ihr nicht zugestanden.

Die dritte Schwachstelle ist evtl., daß es eine solche Figur überhaupt braucht, die Saxondales Aggressionen befeuert. Aber während Alan Partridge verzweifelt (und immer kontraproduktiv) gegen seinen Abstieg kämpfte, während er sich also an immer dünnere Strohhalme klammerte, um nicht in ein tiefes Loch zu stürzen, ist Saxondale längst am Boden angekommen und hat im Grunde resigniert. Er hat keine Aussichten darauf, je wieder erfolgreich zu sein, es in irgendeiner Form wieder „zu schaffen“, also entfällt auch der Kampf darum. Genau der Kampf aber wäre es, der komisch sein könnte und der Menschen mit der Figur mitfühlen ließe. Nur dieser Kampf, oberflächlich der Kampf gegen praktisch alle, de facto aber der Kampf gegen sich selbst, war es, der Alan Partridge erträglich machte — ohne ihn wäre er tatsächlich nur der unsympathische Vollidiot gewesen, als der er häufig beschrieben wird. Saxondale ist viel sympathischer. Aber er kriegt nicht mein Mitgefühl.

Zuschlechterletzt erschien zumindest mir die zweite Staffel „Saxondale“ (die erste habe ich wirklich kaum noch im Kopf) zu formelhaft. Jede Folge beginnt mit einer Szene im Anger Management-Kurs (in dem jedesmal Matt Berry wieder unlustig sein darf — ich verstehe offenbar seinen Humor absolut nicht), in jeder Folge taucht der nervige Nachbar (Darren Boyd) auf (ich könnte mal eine Top-10 der nervigsten Sitcom-Nachbarn erstellen, beginnend natürlich mit Kramer), in jeder Folge der Disput mit Morwenna Banks als Rezeptionistin… Nichts gegen Running Gags und eine wiedererkennbare Struktur: Sie sind meistens sinnvoll, schließlich ist Wiedererkennbarkeit eines der wichtigsten Momente bei Comedy. Aber hier wirkt sie allzu korsetthaft: sie beengt eher, als daß sie zusammenhält.

Zuguterletzt: Ich bin mir absolut nicht sicher, ob es an all diesen Punkten liegt, einzeln oder in Kombination, daß ich „Saxondale“ nichts abgewinnen konnte. Möglicherweise liegt es auch an etwas anderem: zu hoher Erwartung zum Beispiel. Ich finde es immer schwierig, genau den Finger darauf zu legen, warum etwas nicht funktioniert. Nur DASS es nicht funktioniert, da bin ich mir ziemlich sicher.

Hier noch ein Trailer mit Ausschnitten aus den bald kommenden neuen Alan-Partridge-Online-Filmchen — allerdings ein etwas enttäuschender, weil statt der Dialoge nur Musik zu hören ist. Nicht so sehr vielversprechend, wie ich finde.

Funny Money

21. Oktober 2010 1 Kommentar

The Sun hat die Top-40-Verdiener der britischen Comedy zusammengestellt und ihre Einkünfte aus dem laufenden Jahr geschätzt. Die geringste Überraschung sind natürlich die Spitzenreiter:

1. Sacha Baron Cohen: 8 Millionen Pfund (9 Mio. Euro) dank „Brüno“ und „Borat“

2. Ricky Gervais: 7 Mio. Pfund (7,9 Mio. Euro) dank der US-Lizenz für „The Office“, seiner UK-Tour „Science“ und zwei US-Live-Auftritten für geschätzte 500 000 Pfund.

2. Rowan Atkinson: dito 7 Mio. Pfund aus seiner „Mr Bean“-Rente, die ihm die permanente Ausstrahlung seiner Kultserie in Flugzeugen bringt: „Mr Bean“ ist die am häufigsten gezeigte Show auf Flügen.

2. Peter Kay: dito 7 Mio. für seine erste Stand Up-Tour seit sieben Jahren, die im nächsten Monat anläuft.

Auf Platz 6 folgt Steve Coogan, der sich mittlerweile auf dem US-Film- und -Fernsehmarkt etabliert hat, mit 5 Mio. Pfund (5,6 Mio. Euro); Platz 9 geht an Eddie Izzard (4 Mio. Pfund). Erst auf Platz 16 kommt Stephen Fry (2 Mio. Pfund), Plätze 21 resp. 24 gehen an die „Little Britain“-Stars David Walliams und Matt Lucas (1,8 bzw. 1 Mio. Pfund). John Cleese trudelt auf Rang 29 ein mit einer halben Million Pfund, dito Bill Bailey, und Mitchell & Webb haben 700 000 bzw. 400 000 Pfund eingefahren.

Was verdienen eigentlich deutsche Comedians? Ich habe mal eben schnell gegoogelt, aber offenbar sind deutsche Medien a) weniger an den Umsätzen der Comedy-Industrie interessiert oder b) ein wenig zurückhaltender mit so privaten Informationen wie Jahreseinkünften. Wer weiß was?

The Return of Alan Partridge

31. August 2010 3 Kommentare

Es könnte in absehbarer Zeit neue Mini-Folgen mit Steve Coogans beliebtestem Charakter Alan Partridge geben — online only und gesponsort von einer großen australischen Biermarke. Das berichtet GetComedy. Und nicht nur Coogans Erfolgsserie könnte in one-offs auferstehen, auch andere Comedy-Knaller wie die „Fast Show“ sollen reanimiert werden.

Es darf getrost angezweifelt werden, daß das eine gute Nachricht ist. Zwar ist Fosters schon länger in die britische Comedy-Industrie involviert, sponsert beispielsweise das größte britische Comedy-Festival in Edinburgh und vergibt die Comedy-Awards. Aber ob aus der Verbindung von Werbung, insbesondere für Bier (und, ähm, ziemlich schlechtes noch dazu), und Comedy-Geniestreichen von gestern und vorgestern wirklich etwas Sehenswertes hervorgeht…? Wenn es irgend etwas nicht braucht, dann die Rückkehr Alan Partridges als bierbefeuerter Werbezombie. Ein wenig verhalten klingt denn auch die Begeisterung des Guardian.

Gervais bestätigt „Curb“-Rolle

Nun ist es also eingetütet: Ricky Gervais hat bestätigt, daß er in der nächsten, der achten Staffel „Curb Your Enthusiasm“ mitspielen wird. Das berichtet Chortle. Anders als Gervais‘ Britcom-Kollege Steve Coogan, der schon 2007 in der sechsten Staffel mit von der Partie war, wird Gervais sich selbst spielen.

Die Dreharbeiten werden im Sommer in New York beginnen, wo Gervais eine Wohnung hat: „It’s perfect for me as I can walk to work“, so Gervais. „I won’t walk obviously. I’ll take a limo. But I could walk if I had to.“

Rob Brydon: Fat Man Walking

15. April 2010 3 Kommentare

Rob Brydon ist dick geworden: Acht britische Pfund, gute dreieinhalb Kilo, das Gewicht eines Säuglings also. Shocking! Die gute Nachricht: Er hat währenddessen im Lake District eine Serie mit Steve Coogan gedreht: „The Trip“ soll im Herbst auf BBC2 laufen und Brydon und Coogan quasi als sie selbst dabei zeigen, wie sie Restaurants testen. Das „quasi als sie selbst“ erklärt sich, wenn man erwähnt, daß Michael Winterbottom Regie führt: Er hat Brydon und Coogan in „A Cock and Bull Story“ (2005) schon einmal als quasi sie selbst gezeigt, nämlich als die Schauspieler Brydon und Coogan hinter den Kulissen einer „Tristram Shandy“-Verfilmung. Fragt sich nur, warum Steve Coogan und Rob Brydon („Human Remains“, „Marion & Geoff“, „Gavin and Stacey“) Restaurants testen.

Zugelegt habe Brydon wegen der vielen Szenen in Restaurants, denn die hätten bedeutet: dreimal das gleiche Essen nacheinander, damit man es aus drei verschiedenen Kameraperspektiven drehen kann.

Oscarnominierungen für Iannucci & Park

3. Februar 2010 10 Kommentare

Keine besondere Spannung empfinde ich dieses Jahr vor den Oscars: Zu sehr dominiert „Avatar“, das Quatschepos um blaue Indianer und leuchtenden Urwald im Xbox-Style. (Mein Vermieter: „Nach fünf Minuten habe ich gedacht: Ausrotten! Alle ausrotten! Her mit den pockenverseuchten Pferdedecken!“)

Allerdings sind zwei britische Comedys nominiert, nämlich Nick Parks letzter „Wallace And Gromit“-Kurzfilm „A Matter Of Loaf And Death“ in der Kategorie Short Film (Animated) sowie Armando Iannuccis „In The Loop“, ein Spinoff von „The Thick of It“, in der Kategorie Writing (Adapted Screenplay). Von beider Konkurrenten habe ich lediglich „District 9“ gesehen, so daß ich kaum beurteilen kann, ob Wallace & Gromit und/oder „In The Loop“ eine Chance haben.

„In The Loop“ ist die Geschichte eines britischen Ministers, der durch eine mehrdeutige Bemerkung zu einem bevorstehenden Krieg im Mittleren Osten in diplomatische Verwicklungen gerät und zum Spielball internationaler Politik wird; sehenswert ist neben Peter Capaldis Malcolm Tucker, der wie in der Serie auch als cholerischer Spin Doctor des britischen Premiers brilliert, vor allem James Gandolfini als US-Militär. An ihrer Seite spielen u.a. Steve Coogan und David „Sledge Hammer“ Rasche, geschrieben haben den Film Jesse Armstrong („Peep Show“), Simon Blackwell, Armando Iannucci und Tony Roche.