Archiv

Artikel Tagged ‘The IT Crowd’

Is IT funny?

27. Juni 2010 4 Kommentare

Drei große Momente bräuchte es, hat „IT Crowd“-Schöpfer Graham Linehan kürzlich zu Protokoll gegeben, um eine Sitcom-Folge zu stemmen. Auf die Story selbst käme es dann gar nicht mehr so sehr an, so lange auf diese drei Schlüsselszenen plausibel hingearbeitet werde, in denen sich alles verdichtet und in einem großen Feuerwerk der Komik explodiert. Das halte ich für plausibel, und aus Linehans (zusammen mit Arthur Mathews erschaffenes) Groß-Oeuvre „Father Ted“ wüßte ich auch Dutzende Beispiele aufzuzählen.

Aus „The IT Crowd“ leider nicht.

Vielleicht liegt das daran, daß es neben den drei großen, komischen Momenten pro Folge noch etwas anderes braucht: Nämlich lebendige Charaktere. Und so leicht es mir fiele, für den großartigen Kindskopf Father Dougal oder den delirierenden Father Jack Gags zu schreiben, so schwer fände ich es, Figuren wie Jen, Roy oder Moss zu bedienen — sie leben einfach nicht. Von Reynholm ganz zu schweigen. Ein ähnliches Problem hätte ich mit „Futurama“ im Gegensatz zu den „Simpsons“: bei den „Simpsons“ haben alle Charaktere ein Eigenleben, man schließt sie ins Herz wie Familienmitglieder. Fry, Bender und Leela sehe ich gerne zu, aber die große Liebe ist es nicht (und nicht nur bei mir nicht, auf Dan’s Media Digest kommt zu ähnlichen Schlüssen bzgl. „Futurama“ wie „IT Crowd“).

Ich könnte jetzt gar nicht sagen, daß mich die erste Folge der neuen Staffel „IT Crowd“, „Jen The Fredo“, besonders enttäuscht hätte — sie ist auf dem gleichen Niveau wie die anderen auch. ((Achtung, Spoiler!)) Jen (Katherine Parkinson) möchte unbedingt „Entertainment Officer“ von Reynholm Industries werden, nicht ahnend, daß das hauptsächlich bedeutet, machistische Manager nach Feierabend in Clubs im Rotlichviertel zu schleppen. Gleichzeitig plagt sich Roy (Chris O’Dowd) mit Liebeskummer herum, und Moss (Richard Ayoade) geht ganz in Rollenspielen auf. Eine Klimax erreicht die Folge, als Jen die Manager (nachdem der gemeinsame Besuch der „Vagina-Monologe“ ein veritabler Reinfall war) mit ins IT-Büro schleppt, wo sie zusammen ein Fantasy-Rollenspiel beginnen. Dieses Rollenspiel wiederum nutzt Moss, um in der Rolle einer Elfe (oder was) Roys Liebeskummer zu lindern, indem er ihm in einer anrührend-komischen Szene einen Abschied von seiner Freundin ermöglicht. ((Spoiler Ende))

Das ist, wie „Futurama“, gut wegzugucken, keine Frage. Es gibt momentan auch kaum andere Britcoms, die „The IT Crowd“ Konkurrenz machten, zumindest nicht auf dem Feld der altmodischen Fourth Wall-Sitcom vor Live-Publikum. Ich bin auch immer noch Graham Linehan sehr zugetan und werde alles, was er tut, mit Sympathie verfolgen. Auch „The IT Crowd“ werde ich weiter gucken, auch wenn ich mich nicht gerade zu den Nerds und Geeks zählen würde, die da reich mit Anspielungen auf Rollenspiele bedient werden, die ich nicht gespielt habe, mit Computerzeugs in der Kulisse, die ich nicht erkenne, und mit Sprüchen auf Aufklebern, T-Shirts und Postern, die ich nie verstehen werde. Aber richtig laut lachen muß ich dann doch nur, wenn ich mir zum hundertsten Mal ansehe, wie Mrs. Doyle vom Dach fällt. Ach was, da muß ich schon lachen, wenn ich es mir nur beim Hinschreiben hier gerade vorstelle…

Three big moments – that’s IT Crowd

17. Juni 2010 3 Kommentare

Nächsten Freitag beginnt die vierte Staffel „The IT Crowd“ (Channel 4, 2006 -), und schon jetzt gibt Graham Linehan in einem schönen Interview im British Comedy Guide zu Protokoll, wie er die Episoden seiner fantastischen Sitcoms („Father Ted“, „Black Books“) aufbaut: nämlich weniger vermittels ausgeklügelter Plots, sondern um große, lustige Momente herum. Jede Folge brauche „three big moments“, die sich am nächsten Tag alle weitererzählten, dazu etliche Gags, die auf diese Momente hinarbeiten, und Gags, die daran anschließen. Aufgabe des Autors sei es, eine Story so zu stricken, daß diese drei Momente plausibel erscheinen. An diesen großen Gag-Momenten, die immer vorrangig visuelle Gags sind, Slapstick, physical comedy, waren tatsächlich weder „Father Ted“ noch „Black Books“ arm — egal, ob da Bischöfen in den Hintern getreten wird, Haushälterinnen vom Dach fallen, Hamster auf kleinen Fahrrädern fahren oder Gitarren kaputtgeschossen wurden: Immer sind es  komische Bilder, die im Gedächtnis bleiben.

Außerdem berichtet Linehan, in der nächsten Staffel noch mehr Wert auf „nerd storylines“ gelegt zu haben, ungeachtet der Tatsache, daß vielleicht ein großer Teil der Zuschauer gar nicht versteht, worum es überhaupt geht, wie Twitter ihm bei der Arbeit hilft und wie das Team versucht, das Studiopublikum bei der Aufzeichnung in die Show einzubeziehen.

Hier ein Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=zTQeDh70qVY&color1=0xb1b1b1&color2=0xd0d0d0&hl=en_US&feature=player_embedded&fs=1

„The IT Crowd“: Series 5 schon bestellt

Noch vor der für Juni geplanten Ausstrahlung der vierten Staffel „The IT Crowd“, der Erfolgs-Sitcom von „Father Ted“-Autor Graham Linehan rund um eine supernerdige Computer-Abteilung, hat Channel 4 offenbar grünes Licht gegeben für eine fünfte. Das hat Graham Linehan im Rahmen einer Vorführung der nächsten Staffel per Twitter mitgeteilt. Für die fünfte Staffel möchte Linehan, der bislang alle Episoden selbst geschrieben hat, ein Autorenteam zusammenstellen. Der Schaden der Serie soll es nicht sein, beginnen doch nicht selten die schönsten Sitcoms nach drei Staffeln zu schwächeln.

Your bits on „The IT Crowd“

15. Februar 2010 18 Kommentare

Die vierte Staffel „IT Crowd“ wirft ihren langen Schatten voraus: Fünfeinhalb Drehbücher sind fertig, drei Wochen bis Drehbeginn, Casting hat begonnen, nächste Woche werden Locations gesucht. Bis dahin hätte Graham Linehan, geistiger Vater der IT-People, gerne noch allerlei Nerd-Sperenzchen, mit denen das Büro von Roy und Moss dekoriert werden kann — und zwar von seinen Fans. Wer also noch Poster, Aufkleber, lustige Gerätschaften, T-Shirts usw. hat, die die eigenwillige Atmosphäre unterstützen, oder gute Kontakte zu den Produzenten von „Star Trek“, von denen Linehan gerne eine Freigabe für einen nicht näher beschriebenen Star-Trek-Gag hätte: Der melde sich bitte bei Father Ted Linehan.

(Interessanterweise sind alle drei Trackbacks unter Linehans Blogeintrag von deutschen Seiten. Ob er sich wohl fragt, was das zu bedeuten hat? Was hat es eigentlich zu bedeuten?)

Your own personal britcom top ten

4. Dezember 2009 5 Kommentare

Nach 39 Kommentaren ziehe ich eine (vorläufige) Bilanz und stelle fest: Ich habe richtig getippt! „Black Books“ liegt mit 19 Stimmen auf Platz eins der Charts, jedenfalls was Britcoms aus den letzten zehn Jahren angeht! Die Plazierungen im Einzelnen:

1. „Black Books“ (19 Votes)

4. „The Mighty Boosh“, „The IT Crowd“ und „The Office“ (je 15 Stimmen)

6. „Extras“ und „Peep Show“ (12)

7. „Green Wing“ (10)

8. „Nathan Barley“ (8)

9. „The Thick of It“ (7)

11. „Garth Marenghi’s Darkplace“ (und „Spaced“, das bestimmt noch viel weiter oben, wenn nicht auf Platz eins gelandet wäre, zählte es denn offiziell zu Britcoms aus den Nullerjahren) (5)

Über die Plazierung von „Garth Marenghi’s Darkplace“ habe ich mich nicht wenig gewundert — eine so nerdige Sitcom hätte ich nicht unter den ersten, äh, elf Britcoms erwartet. Dann schon eher „Ideal“, das es auf nur vier Stimmen gebracht hat; vielleicht, weil es ohne Untertitel halt so gar nicht zu verstehen ist. Auch „Nathan Barley“ hätte ich nicht in der Leserwertung erwartet. Herzlichen Glückwunsch zu Deinem guten Geschmack, Leser! Und weiter so!

Wer will, kann natürlich weiterhin Stimmen abgeben, am besten hier unter dem Beitrag, dann kann ich die Auswertung hin und wieder aktualisieren.

Die Top-10-Britcoms der 00er-Jahre: Platz 10

10. Oktober 2009 8 Kommentare

Gut, wir haben natürlich erst Oktober ’09. Trotzdem halte ich es für unwahrscheinlich, daß in den letzten Minuten des Jahrzehnts noch eine so brillante Britcom des Weges kommt, daß sie meine eben aufgestellten Top 10 durcheinanderwirbeln wird. Wenn doch: Hurra und herzlich willkommen, brillante neue Britcom!

Vorab und weil natürlich jeder Leser eingeladen ist, seine eigenen Top 10 in den Kommentaren zu posten, noch ein schnelles Wort zu den Regularien: Meine Wertung ist strikt subjektiv, Hauptkriterium war, wenn ich es mir recht überlege, einfach, wie oft ich die betreffende Sitcom gesehen habe, mit wechselnden Mitguckern und allein. Das heißt natürlich, daß die leichter konsumierbaren Serien besser abschneiden als die verqueren, unzugänglicheren; sei’s drum, Komik ist nun mal etwas, das zwischen Menschen stattfindet, und zwischen je mehr, desto besser und lustiger. Strikt war ich nur in zwei Punkten: Dem der Sitcom und dem der 00er-Jahre. Nicht in der Wertung sind Comedy-Dramas, One-Offs, Sketchshows, Filme, Stand Ups, Panel Shows, Clip Shows usw.; und die erste Folge der ersten Staffel muß in den 00ern gewesen sein. Damit scheidet z.B. „Spaced“ aus.

Beginnen wir doch mit

Platz 10: „Black Books“ (2000 – 2004, Channel 4)topten10

Eines der vielen vorderhand abstoßenden Ekel der britischen Sitcoms regiert seinen Secondhand-Buchladen mit vom Alkohol leicht zittriger Hand: Bernard Black (Dylan Moran), misanthroper Ire in London, schmeißt schon mal einzelne Kunden raus, die Bücher passend zur Couchgarnitur kaufen wollen, oder auch einfach alle Kunden, wenn sie ihm auf die Nerven gehen, und trinkt lieber sieben schöne Flaschen Rotwein. Etwas Licht kommt erst in sein Leben, als er Manny Bianco (Bill Bailey) trifft, der seinen Buchhalterjob hingeworfen hat, um etwas Sinnvolles mit seinem Leben anzufangen — und dann für Black die Buchhaltung macht. Manny ist das genaue Gegenteil von Bernard: Offen, liebenswürdig, hilfsbereit, ein bißchen naiv, und kommt so schon mal in merkwürdige Situationen, wenn er etwa aus dem Buchladen ausreißt, weil er Bernards Launen nicht mehr erträgt, und sich mit einem Fotografen einläßt, der eine etwas merkwürdige Faszination für Mannys Bart entwickelt. Fran Katzenjammer (Tamsin Greig), Besitzerin der benachbarten Schnickschnack-Boutique, gibt der Serie den weiblichen Touch und ist Bernards einziger Freund.

„Black Books“ lebte von den surrealistischen Drehbuchideen, die dank Graham Linehans Federführung den Geist von „Father Ted“ atmeten und dank Dylan Morans Kontribution düster waren und sich von der Welt angeekelt gaben, und von Slapstick und Sight Gags (hier ein Best-Of), die einen unmittelbar in den Kosmos dieser für britische Sitcom vergleichsweise warmen und herzlichen Sitcom zogen. Diese Wärme und Herzlichkeit strahlten nicht zuletzt Bill Bailey und Tamsin Greig aus, aber auch die zahlreichen Gaststars von Simon Pegg und Nick Frost bis Peter Serafinowicz, die „Black Books“ zu einer „Spaced“ eng verwandten Serie machten, und wie „Spaced“ wurde auch „Black Books“ von Nira Park produziert.

Daß „Black Books“ nicht weiter oben in meinen Top 10 plaziert ist, ist seiner Nähe zum Mainstream geschuldet: Es ist beinahe ein wenig zu perfekt, zu liebenswert, zu klassisch auch, indem es einer beinah altmodischen Idee von Sitcom entspricht, wie sie Graham Linehan auch später in „The IT Crowd“ wieder verfolgt hat. Sitcom in den 00ern dürfte meinen Ansprüchen nach ruhig etwas edgier sein, ein bißchen mehr die Herausforderung suchen und Neues wagen. Dennoch ist „Black Books“ aber eine der großen Britcoms seiner Zeit gewesen und immer noch ein perfekter Einstieg für alle, die sich dem Britcom-Kosmos noch nicht zu nähern gewagt haben, weil er so groß und unüberschaubar ist. „Black Books“ heißt seine Besucher jedenfalls herzlicher willkommen, als Bernard Black das gerne hätte.