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Artikel Tagged ‘Tom Hollander’

Zurück in der dritten Dimension

Vor fünf Jahren habe ich hier über „The Missing“ (BBC1, 2014 – 16) geschrieben und über „The Affair“ (Showtime, seit 2014), zwei Serien, die mit konventionellen Erzählweisen gebrochen hatten, um experimenteller zu verfahren: „The Affair“ mit den unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten auf die gleichen Ereignisse, was dazu führte, dass oft in der ersten Hälfte einer Folge die Ereignisse aus der Sicht der einen Hauptfigur erzählt wurden, und in der zweiten die gleichen Ereignisse aus Sicht der anderen Figur manchmal ein bisschen, manchmal doch recht anders aussahen.

„The Missing“ dagegen sprang zwischen den Zeitebenen hin und her, wie es zuletzt „True Detective“ (HBO, seit 2014) in der dritten Staffel gemacht hat (sehr erfolgreich, die dritte dürfte die beste Staffel der Serie gewesen sein).

Nun habe ich schon damals, wie es so meine Art ist, ein bisschen geunkt: dass diese Experimente zwar produktiv, aber auch gefährlich sein können. Gefährlich, weil sie den Zuschauer schnell ermüden, wenn sich das Neue an solchen Gimmicks abgenutzt hat, wie der unzuverlässige Erzähler in „The Affair“ es ist. (Interessanterweise kam „True Detective“ ja nun auch noch darauf, genau diesen unzuverlässigen Erzähler auch noch einzusetzen, und hat damit aber voll ins Schwarze getroffen.)

„The Affair“ und „The Missing“ aber: haben diese Experimente wieder eingestellt.

„The Affair“ wurde im Laufe der Staffeln immer konventioneller; mittlerweile erzählt die Serie oft einzelne Episoden mit je einer ihrer vielen Figuren im Mittelpunkt, wie es ungezählte andere Serien auch tun. „This Is Us“ etwa; auch hier gibt es zwar Rückblenden, die Experimente aber, Figuren aus der Vergangenheit plötzlich in die Gegenwart zu versetzen, hat aber auch „This Is Us“ schnell wieder sein lassen.

Von „The Missing“ aber gibt es nun einen Spinoff, der zwar „Baptiste“ heißt (BBC1, drei Folgen seit Mitte Februar), aber im Grunde doch „The Missing“ ist — mit dem großen Unterschied, dass nun wieder der klassische Ermittler im Mittelpunkt steht, der Maigret oder Poirot der Gegenwart: der alternde (nicht belgische, aber) französische Ex-Kommissar Julien Baptiste (Tchéky Karyo), der auch in „The Missing“ schon ermittelt hat. Und nicht etwa die Opferangehörigen.

Baptiste ermittelt nämlich auch in „Baptiste“ wieder einem verschwundenen Mädchen hinterher, dessen Onkel ihn um Hilfe bittet; diesmal in Amsterdam. Und es ist so fesselnd wie „The Missing“ es in beiden Staffeln auch schon war.

Ohne nun allzu viel zu spoilern: Es gibt selbstverständlich dennoch interessante Perspektivwechsel, allerdings mehr, was unsere Wahrnehmung einer der zentralen Figuren angeht, nämlich Edward Stratton, gespielt vom brillanten Tom Hollander. Der ist sehr gut in freundlich-harmlosen Rollen (etwa in „Rev.“, BBC2 2010 – 14, neben Olivia Colman), kann aber auch schillernd bösartig spielen, wie man etwa in „The Night Manager“ (BBC1, 2016) sehen konnte.

„Baptiste“ ist also konventioneller als „The Missing“, aber das ist nichts schlechtes. Ganz im Gegenteil. High Concept fesselt zwar auf die schnelle das Publikum, aber solides, altmodisches Erzählen erweist sich doch fast immer als tragfähiger, wenn man langfristig denken möchte. Und bei Serien, selbst wenn sie staffelweise so abgeschlossen sind wie „The Missing“, ist das die bessere Wette.

Guter böser Laurie

29. März 2016 3 Kommentare

Abermals hat das britische Fernsehen (diesmal in Zusammenarbeit mit dem us-amerikanischen) eine Serie hervorgebracht, die so gut ist, dass man ihr keine zweite Staffel wünscht: „The Night Manager“ (BBC1/AMC; seit gestern in Deutschland via Amazon Prime zu sehen), die aktualisierte Verfilmung eines John-le-Carré-Thrillers um den erfolgreichen, charismatischen und höchst kriminellen Waffenhändler Richard Roper (Hugh Laurie) und den Nachtportier eines Kairoer Hotels und ehemaligen britischen Soldaten Jonathan Pine (Tom Hiddleston), der in den Wirrungen des arabischen Frühlings zufällig an ein Dokument gerät, das die Machenschaften Ropers aufdeckt. Woraufhin Pine in Zusammenarbeit mit Angela Burr (Olivia Colman), der Leiterin einer MI6-Unterabteilung, sich in die Kreise Ropers einschleicht — gefährlich, weil weite Teile des MI6 selbst in die Waffenschiebereien verwickelt sind, und verführerisch, weil nicht nur der Charme Ropers, sondern auch dessen Luxusleben ihre Wirkung auf Pine nicht verfehlen. Wird also Pine, von Roper zu seinem persönlichen Assistenten gemacht, die Seiten wechseln? Oder einen dummen Fehler begehen und sich in die Geliebte seines Chefs, Jed (Elizabeth Debicki), verlieben?

„The Night Manager“, eine sechsteilige Miniserie, sieht gut aus, denn offenbar ist viel Geld schon allein in die Drehs in aller Welt geflossen, und es macht Spaß, denn von Regie (die die Dänin Susanne Bier übernommen hat, die bislang vorwiegend für’s Kino gedreht hat) und Buch bis hin zu dem exzellenten Cast stimmt hier alles: Laurie genießt es sichtbar, einen Bösewicht zu spielen, der geistreich, jugendlich, sympathisch und attraktiv sein kann, Colman darf einmal mehr die (hier auch noch schwangere) Frau spielen, die als Polizistin/Agentin von allen unterschätzt wird wie schon in „Broadchurch“, und nicht zuletzt Tom Hollander als Ropers rechte Hand Lance Corkoran ist es gestattet, funkelnd bösartige Facetten zu zeigen, die man nach „Rev.“ (BBC2, 2010 – 14) nie an ihm vermutet hätte.

Einziger Wermutstropfen: „The Night Manager“ war so erfolgreich, dass eine zweite Staffel schon ausgemacht ist — und erzählt doch eine so abgeschlossene Geschichte, dass es schwer fällt sich vorzustellen, wie eine zweite Staffel da noch mithalten soll. Ein Problem, das immer mehr gute Fernsehserien haben: das oben schon erwähnte „Broadchurch“ etwa, das einen (sehr) abgeschlossenen Kriminalfall erzählte — und sich in der zweiten Staffel darauf verlegte, chronologisch weiter zu erzählen, nämlich die Gerichtsverhandlung des überführten Mörders und alles, was sich aus ihr für die kleine namensgebende Gemeinde ergibt, in der er stattfindet.

Das fand ich damals recht brilliant; im Nachhinein muss man aber einräumen, dass die Serie an die Qualität der ersten Staffel damit nicht mehr anschließen konnte, die tatsächlich enorm spannend war — ein dramaturgisches Element, das in der zweiten Staffel zwangsläufig (oder jedenfalls in der Dosierung der ersten) fehlte.

„Happy Valley“ (BBC1 seit 2014) hingegen, von dem ebenfalls kürzlich die zweite Staffel lief, obwohl ich es nach der sensationellen ersten hätte gut sein lassen, hat den Spagat geschafft und abermals einen Kriminalfall geschildert, ebenfalls in einer eher überschaubaren Stadt, der für die alternde Polizistin Catherine Cawood (Sarah Lancashire) wiederum mit höchst persönlichen Elementen verkompliziert wird, ohne dass das in der Wiederholung dieser sehr speziellen Umstände unangenehm aufgefallen wäre. Autorin Sally Wainwright, die ich schon nach der ersten Folge der ersten Staffel „Happy Valley“ für ihr Können bewundern musste, ist es gelungen, dieses Rezept zu variieren, so dass es sowohl der ersten Staffel treu bleiben als auch genügend Neues bieten konnte, ohne als Selbstplagiat oder zu weit vom Original entfernt empfunden zu werden.

Und, gna gna, natürlich hängt auch hier das Damoklesschwert einer weiteren Staffel abermals über der Serie — kann man diesen Zaubertrick denn nun ein drittes Mal …?

Für „The Night Manager“ könnte dieser Trick besonders tricky werden, denn wenn ich das richtig sehe hat le Carré keinen weiteren Jonathan-Pine-Roman geschrieben, so dass es hier nicht nur den Grundgedanken der ersten Staffel, sondern auch noch den Geist des Originalautors zu bewahren gilt. Das hat, trotz einiger mittelgroßen Eingriffe in das Buch, in der ersten Staffel gut funktioniert, weil le Carré selbst als kreativer Berater der Produktion zur Seite stand.

Vielleicht fühlt sich le Carré ja so geschmeichelt, dass er auch bei der zweiten Staffel „The Night Manager“ selbst mit Hand anlegt. Und wenn sie es dann noch schaffen, auch den fabelhaften Hugh Laurie wieder mitspielen zu lassen … toi, toi, toi.

Yes, Ambassadors

8. November 2013 5 Kommentare

Es ist ein bisschen schade, dass sich James Wood und Rupert Walters entschlossen haben, die drei Stunden Serienzeit für „Ambassadors“ (BBC2, gerade zu Ende gegangen) auf dreimal eine Stunde zu verteilen, statt auf die üblichen sechs halben Stunden. Denn wäre „Ambassadors“ eine „richtige“ Serie geworden statt einer Miniserie, die nach drei Folgen gerade erst Fahrt aufgenommen zu haben schien, dann hätte sie das Zeug gehabt, 2013 neben „The Wrong Mans“ ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. So muss sich das ComedyDrama mit David Mitchell und Robert Webb in den Hauptrollen mit einem zweiten Platz begnügen.

„Ambassadors“ ist die Geschichte des britischen Botschafters Keith Davis (Mitchell) im fiktionalen Tazbekistan (hat nichts mit der alternativen Tageszeitung zu tun, auch wenn hier wie dort vermutlich ähnliche Löhne gezahlt werden). Tazbekistan ist eines der ex-sowjetischen Länder mit -stan am Schluss, wo Erdöl und Bestechungsgelder sprudeln, Menschenrechte keine entscheidende Rolle spielen und wo noch lukrative Rüstungsdeals abzuschließen sind. Keith und seine leidensgeprüfte Ehefrau Jennifer (Keeley Hawes, die Stimme von Lara Croft in den „Tomb Raider“-Spielen) sind neu in Tazbekistan, und Keith hat noch etwas vor mit seiner Karriere (obwohl er oft eher zögerlich handelt, wohl wissend, dass ein einziger Fehler alles ruinieren kann). Unterstützt wird er vom erfahrenen Deputy Head of Mission Neil Tilly (Webb), einem idealistischen Zyniker, der die alltäglichen Abläufe in der Botschaft managed. Dort wiederum finden wir einen Mitarbeiterstab aus Briten und Tazbeken, miteinander verbandelt in amourösen wie kritischen Beziehungen gleichermaßen, und tazbekische Geheimdienstler, die die Botschaft rund um die Uhr abhören.

Ein realistisches Setting also, ähnlich dem von „Yes, Minister“ bzw. „Yes, Prime Minister“ (BBC2, 1980 – 88), einer der klassischen politisch-satirischen Britcoms (die heute aber kaum noch erträglich ist, wenn man nicht sowohl eine große Zuneigung zu kostengünstigen Serien der Achtziger hat als auch ein profundes Wissen englischer Politik). Webb erklärt denn auch, „Ambassadors“ sei

sort of „Yes, Prime Minister“ meets „Spooks“ at a bad disco and „Yes, Prime Minister“ is a bit sick on „Spooks“, but „Spooks“ doesn’t mind. It’s like that.

Entsprechend sind auch die Geschichten im Grunde recht glaubhaft: Wenn etwa Keith alles daran setzt, den Tazbeken britische Militärhubschrauber zu verkaufen (bevor der französische Botschafter einen ähnlichen Deal machen könnte), ihm aber ein arroganter, wichtigtuerischer Menschenrechtsaktivist dazwischenkommt, den es vor dem Gefängnis (und schlimmerem) zu bewahren gilt — womöglich allerdings auf Kosten des Deals. Eine schwierige Entscheidung, zumal der Aktivist wirklich sehr arrogant ist…

„Ambassadors“ ist, und das macht mir die Serie so sympathisch, dabei eher auf der politisch korrekten Seite. Natürlich werden die Tazbeken als Klischee-Russen aus der Provinz gezeichnet, die gerne Wodka trinken und ungenießbare schwere Essen servieren, deren Weiber in geschmacklosen Flittchenklamotten herumlaufen (sehr gut: die Präsidententochter, die Sängerin, Politikerin, Charity-Lady und Sexobjekt in einem ist) und deren Militärpolizei genauso skrupellos ist wie die oppositionellen Drogenbarone (oder sind es drogendealende Oppositionelle?). Und mit am lustigsten sind die Szenen, in denen Keith die (ausgedachte, aber ebenfalls glaubwürdig klingende) tazbekische Sprache mit typischen Beispielsätzen übt: „Das Minenfeld ist neben der Schule.“ — „Ich habe neun Finger. Du hast zehn Finger.“

Aber das Gros der Scherze geht auf britische Kosten. In der ersten Folge etwa wird uns nicht nur das Leben der Tazbeken als Witzvorlage gereicht, sondern vor allem das der Briten im Ausland: viel schlimmer/lustiger als alle Klischeerussen ist das „Best of British“-Festival der Engländer, die nicht mehr auf die Füße zu stellen in der Lage sind als eine Mittelaltertruppe aus Gloucestershire, eine Vorführung, wie man Pork Pie macht, und einen gockelhaften Schauspieler, der eine Ein-Mann-Version von „Frankenstein“ vorführt.

Und da wäre noch die Frage, wo eigentlich Keiths Vorgänger geblieben ist…

JENNIFER
Does anyone know what actually happened to Keith’s predecessor?

NEIL
Someone from the Cabinet Office thought they saw him recently in Phuket — working in a transvestite hammam. But technically he’s just missing.

JENNIFER
(Pause) What was someone from the Cabinet Office doing in…?

„Ambassadors“ profitiert natürlich enorm von der Chemie zwischen Mitchell und Webb. Besonders Robert Webb ist in seiner Rolle als Assistent Neil glaubwürdig, der einerseits immer auf Seiten der Moral ist (und etwa den Aktivisten gegen die Rüstungspläne Keiths raushauen möchte), andererseits von den Tazbeken erpresst wird (und ihnen die Privat-Telefonnummern englischer B-Promis verraten muss): Ein schön vielschichtiger Charakter.

Gegen die fein gezeichneten Botschafter dürfen die Gaststars dann entsprechend etwas gröber geschnitzt sein. Tom Hollander („Rev.“) gibt in der zweiten Folge einen englischen Aristokraten von eher niederem Adel, Prince Mark, dessen IQ kaum über seiner Bedeutung für die königliche Familie liegt und dessen Vorliebe für asiatische Frauen, Alkohol und Four Season-Hotels prompt zu diplomatischen Spannungen führt. Hollander spielt Mitchell und Webb in dieser Folge beinahe an die Wand: denn er darf so überspannt sein, wie Mitchell und Webb zurückhaltend sein müssen. Man fragt sich unwillkürlich, wer wohl das Vorbild war für diesen überdrüssigen royalen Kindskopf, der mit Steinen nach Pfauen wirft, wie man in diesem Ausschnitt sehen kann:

„Ambassadors“ ist keine schnelle und laute Serie, sondern setzt eher auf sophistication. Wer Witze von „Borat“-Kaliber erwartet, ist hier falsch. Sie ist eher langsam und verkneift sich hin und wieder Scherze, die man sich vielleicht gewünscht hätte, Scherze der etwas derberen und drastischeren Art. Dafür glaubt man ihren Figuren und dem Look der Serie, die zu weiten Teilen in Bursa in der Türkei gedreht wurde, wo es sehr realistisch nach Tazbekistan aussieht.

Mitchell und Webb sind, wenn man das von Comedians um die vierzig sagen kann, erwachsen geworden, und ich bin gespannt, ob sie in ihren Rollen in „Peep Show“ (Cannel 4, seit 2003) noch glaubwürdig sein können. Deren nächste, die neunte Staffel (!) ist für 2014 angekündigt, und Channel 4 hat schon bekannt gegeben, dass es die letzte sein wird.

Dafür gibt es hoffentlich ein Wiedersehen mit den „Ambassadors“. Gerne eines, das länger dauert als drei Folgen.

Manic Monday (2)

22. November 2011 1 Kommentar

Die vorweihnachtliche DVD-Springflut geht weiter! Gestern neu erschienen sind unter anderem…

„Come Fly with Me“ (BBC1, 2010), die Flughafen-Mockumentary von den „Little Britain“-Machern Matt Lucas und David Walliams. Die beiden wechseln fast im Sekundentakt von Frauen- zu Farbigen- zu Schwulenkostüm, als wäre die Alternative Comedy nie passiert. Die beiden Comedy-Superstars werden allmählich zu den Harald und Eddies Großbritanniens — nur nicht so lustig. Tatsächlich setzte es herbe Kritik an „Come Fly With Me“, der Daily Express nannte die Serie sogar „die schlechteste Sketchshow bzw. Sitcom, die je an Weihnachten ausgestrahlt wurde“; die Einschaltquoten allerdings spiegelten das nicht wider. Lucas und Walliams haben ein treues (vermutlich eher junges) Publikum, und wem der low brow-Humor von „Little Britain“ gefällt, für den ist vielleicht auch „Come Fly With Me“ was, auch wenn letzteres nicht ganz so auf die zwölf geht wie ersteres. Die zweite Staffel dürfte noch in diesem Jahr anlaufen.

„Frankie Boyle’s Tramadol Nights“ (Channel 4, 2010), die böse Sketch/Stand Up-Show des schottischen Comedians Frankie Boyle. Man könnte es für Berechnung halten, wie hier auf Skandale geschielt wurde: Sketche über die heilende Kraft von Vergewaltigungen, „Sesamstraßen“-Parodien mit dem sexbesessenen „Pussy Monster“, „Knight Rider“-Spoofs mit jeder Menge Drogen, ach ja, und natürlich der im United Kingdom mittlerweile notorische Gag über den schwerbehinderten kleinen Sohn von Katie Price und Peter Andre: „Jordan and Peter Andre are still fighting each other over custody of Harvey — eventually one of them will lose and have to keep him.“ — Boyle „has been given enough rope to hang himself“, setzte es prompt vom Guardian was, verdientermaßen. Wenn schon so ätzende Scherze, dann bitte auf Kosten der richtigen Leute — wie es geht, zeigt Stewart Lee. Und nicht so quälend lange, ermüdend unlustige Sketche wie der enorm verspätete über „Knight Rider“.

Weitere neue Stand Up-DVDs: Jimmy Carr (Lesern dieses Blogs womöglich bekannt aus „10 O’Clock Live“) ist „Being Funny“, John Cleese versucht, seine Scheidung mit dem Erlös der „Alimony Tour 2011“ zu bezahlen, Gummigesicht Lee Evans betätigt sich als „Roadrunner – Live At The O2“ und Russell Brand treibt sein flamboyantes Unwesen „In New York City“. Ich habe nichts davon gesehen.

Dafür aber „Outnumbered“ (BBC1, seit 2007), deren vierte Staffel (plus Box-Set mit allen Serien und dem Special) ebenfalls gerade erschienen ist. Zwar hat mich die letzte Season nicht so überzeugt wie die ersten drei, weil die Kinder der Familie Brockman mittlerweile aus ihren ursprünglichen Rollen herausgewachsen sind und die Autoren damit zu kämpfen scheinen, aber wenn man bereit ist, mit dieser Schwäche zu leben, bleibt die Serie kurzweilig genug, um sie weiterzugucken: herzerwärmende Unterhaltung für die ganze Familie.

Ebenfalls warm, aber sehr still: Die erste Staffel „Rev.“ (BBC2, 2010). Tom Hollander als müder, aber gutwilliger protestantischer Priester einer kleinen Innenstadtgemeinde in London hat mit seinem Alltag, seinem Glauben und seiner Frau (Olivia Colman) zu kämpfen. Die Serie mit einem minimalen bis nicht vorhandenem Budget und Drehbüchern, in denen oft Schmunzler sind, wo laute Lacher besser wären. Trotzdem macht „Rev.“ es einem leicht, die Show mögen zu wollen — Hollander als Adam Smallbone ist sympathisch genug, daß ich mit die zweite Staffel, die derzeit läuft, ebenfalls weggucke. Allerdings war nach einer guten ersten Folge (mit einem Gastauftritt von Hugh Bonneville), die mich schon auf grundlegende Verbesserungen in der ganzen zweiten Season hoffen ließ, schon die zweite wieder so unnötig friedhofsruhig, obwohl der Plot deutlich mehr hergegeben hätte (eine junge, dynamische Priesterin bringt Adams Pfarrei auf Vordermann und macht ihm in seiner eigenen Gemeinde Konkurrenz), daß ich nicht genau weiß, was ich davon halten soll. Ich glaube, ich schiebe alles auf die BBC, die derzeit ihre Comedyprogramme offenbar gezielt kaputtsparen möchte.

Bafta-Nominierungen 2011

28. April 2011 12 Kommentare

Wie, schon wieder so spät? Die Bafta-Nominierungen für 2011 sind da! In den Comedy-Sparten nominiert sind…

…in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

Ich tippe auf Miranda Hart; nach all den Preisen, die sie bislang abgeräumt hat, wäre es schon fast ein Karriereknick, wenn sie nicht auch einen Bafta kriegen würde. „Getting On“ ist zu sehr Minderheitenprogramm, „Roger & Val“ war einfach nicht sehr gut, und Katherine Parkinson war in der vierten Staffel „IT Crowd“ auch nicht viel besser als in den ersten drei.

…in der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme:

  • James Buckley, „The Inbetweeners“ (E4)
  • Steve Coogan, „The Trip“ (BBC2)
  • Tom Hollander, „Rev.“ (BBC2)
  • David Mitchell, „Peep Show“ (Channel 4)

Schwer zu sagen — Buckley wäre eine Geste in Richtung Nachwuchs, Coogan ist ein Klassiker, Hollander Newcomer mit einer respektablen Sitcom, die bislang zu Unrecht leer ausgegangen ist, und Mitchell Publikumsliebling. Keine Ahnung, wer da das Rennen macht.

…in der Kategorie Comedy Programme:

  • „Catherine Tate’s Little Cracker“ (Sky1)
  • „Come Fly With Me“ (BBC1)
  • „Facejacker“ (E4)
  • „Harry and Paul“ (BBC2)

Ich habe nur eineinhalb Folgen von Matt Lucas‘ und David Walliams‘ „Come Fly With Me“ und ein paar Sketche von „Harry and Paul“ gesehen, schätze aber, daß erstere das Rennen machen — einfach weil sie so populär sind, denn gut (im Sinne von gut) war das nicht.

…in der Kategorie Situation Comedy:

  • „Mrs Brown’s Boys“ (BBC1)
  • „Peep Show“ (Channel 4)
  • „Rev.“ (BBC2)
  • „The Trip“ (BBC2)

Vermutlich wird es auf „The Trip“ oder „Rev.“ hinauslaufen: „The Trip“ hat mit Rob Brydon, Steve Coogan und Michael Winterbottom gleich drei große Namen aufzubieten, „Rev“ war, wie schon gesagt, bislang leer ausgegangen und aber eigentlich eine sympathische kleine Serie. An „Mrs Brown’s Boys“ habe ich mich bislang nicht gewagt — Männer, die in Frauenkleidern alte Schachteln spielen, das war zuletzt bei den Pythons lustig (merkt euch das endlich mal, Lucas und Walliams!). Aber wer weiß, vielleicht ist das ja der Überraschungs-Hit.

Des weiteren nominiert sind übrigens Benedict Cumberbatch (Leading Actor) und Martin Freeman (Supporting Actor) für „Sherlock“ (BBC 1), Lauren Socha (Supporting Actress) und Robert Sheenan (Supporting Actor) für „Misfits“ (E4), das außerdem in der Sparte „Drama“ nominiert ist. Wünschen würde ich ihnen alle drei Baftas, allerdings haben sie im letzten Jahr schon einen „Drama“-Bafta gewonnen, also wird er womöglich an das ebenfalls nominierte „Sherlock“ gehen oder an „Downton Abbey“ (ITV1), das Gerüchten zufolge ja ebenfalls stark sein soll. Als viertes auf der Liste steht in dieser Kategorie „Being Human“ (BBC3), und auch diese Wahl fände mein Gefallen.

Zum dritten Mal, seit ich dieses Blog führe, bemerke ich, daß die Baftas nicht für eine Hochphase der britischen Comedy sprechen: Abermals sind die neuen Serien, Sketch- wie Sitcom-, schwächer als die älteren, von denen aber auch zumindest „The IT Crowd“ ziemlich schwächelt. Dafür sind mit „Sherlock“, „Misfits“ und „Being Human“ gleich drei (Comedy-)Dramas gesetzt, die sehr stark sind.

Interessant ist zum Schluß noch die Kategorie New Media, in der neben „Malcolm Tucker: The Missing Phone“ (eine App fürs iPhone) und „Wallace and Gromit’s World of Invention“ (BBC1) noch die „Misfits“-Online-Miniserieam Start ist: Wie gut mittlerweile schon online only-Inhalte gemacht sind, hat mich ja einigermaßen verblüfft. Was die Verknüpfung alter und neuer Medien angeht, scheinen mir die Briten generell einen mächtig großen Schritt voraus zu sein.

British Comedy Awards: Die Gewinner

23. Januar 2011 Keine Kommentare

Ganz wie erwartet, hat vor allem Miranda Hart für ihre Tollpatschcom „Miranda“ (BBC2) abgeräumt bei den diesjährigen British Comedy Awards: Nämlich in den Kategorien „Best New British TV Comedy“ und „Best Comedy Actress“, und den „People’s Choice Award“ gab’s gleich obendrauf. Nur in der Abteilung „Best Sitcom“ hatten „The Inbetweeners“ die Nase vorn. Was an „Miranda“ new sein soll, entzieht sich meinem Verständnis: die erste Staffel lief schon 2009 (ok, sie lief 2009 an), und altmodischer als „Miranda“ kann Sitcom kaum sein. Was soll’s, dem breiten Publikum gefällt’s halt, und so seien ihr die drei Awards gegönnt, auch wenn sie nun wirklich kein bißchen frischen Wind in das Genre gebracht hat.

Erfreulicher ist da schon, daß tatsächlich „Newswipe“ in der Kategorie „Best Comedy Entertainment Programme“ gewonnen hat, auch wenn sich Charlie Brooker nicht gegen Harry Hill als „Best Comedy Entertainment Personality“ durchsetzen konnte.

Daß „The Armstrong & Miller Show“ den „Best Sketch Show Award“ an die Kindersendung „Horrible Histories“ verloren hat: Meh. So gut „Horrible Histories“ sein mag, ich bevorzuge Comedy für Erwachsene.

Peter Capaldi kann sich über den Award für den „Best Comedy Actor“ für seine Rolle in „The Thick Of It“ freuen, das allerdings in der Kategorie „Best Sitcom“ nichts gerissen hat, und Kayvan Novak über seine Auszeichnung für die „Best British Comedy Performance In Film“, die ihm „Four Lions“ eingebracht hat.

Zuguterletzt: Sam Bain und Jesse Armstrong („Peep Show“ sowie ungezählte Co-Autorenschaften von „The Thick Of It“ bis „That Mitchell And Web Look“) haben den „Writer’s Guild Of Great Britain Award“ abgeräumt — verdientermaßen.

Bedauerlich ist und bleibt allerdings, daß weder „Rev.“ noch „Whites“ etwas abgekriegt haben vom schönen Awards-Segen — beide hätten es verdient gehabt. Tom Hollander war immerhin nominiert („Best Comedy Actor“); daß aber „Whites“ nicht einmal eine Chance hatte: Shame! Shame!