Kuckuck!
Abermals beginnt eine britische Sitcom mit der Rückkehr ins Elternhaus: Tochter Rachel (Tamla Kari) kehrt nach einem Gap Year in Thailand zu ihren Eltern Ken und Lorna (Greg Davies und Helen Baxendale) zurück — und bringt den titelgebenden Cuckoo mit: einen amerikanischen Jung-Hippie, esoterisch und selbstgefällig, den Rachel (sehr zur Überraschung ihrer Eltern) unterwegs geheiratet hat. Fortan stellt der fortwährend süffisant grinsende Cuckoo die Middle Class-Familie und insbesondere Vater und Bruder (Tyger Drew-Honey, „Outnumbered“) auf immer neue Geduldsproben.
Denn Cuckoo scheint auf einem seiner zahlreichen Trips hängengeblieben zu sein: er sieht sich als Weltversteher, der „alle Menschen ist“ („I am you, and I’m in you. I’m deep inside you, Ken!“), und an dessen großen Gedanken die Welt demnächst genesen wird, denn er hat vor, ein Buch zu schreiben. Anstatt zum Beispiel sich einen Job zu suchen, mit dem er Rachels und sein Leben finanzieren könnte. Nein, Cuckoo sieht mehr das Familienoberhaupt Ken in der archetypischen Rolle des Jägers — und sich in der des Denkers, dem die Jäger Essen bringen und der sie dafür im Gegenzug an seinen Überlegungen bezüglich der Zukunft der Gesellschaft teilhaben lässt.
Das aber ist eine Sicht auf die familiäre Rollenverteilung, die Ken nicht wirklich mit Cuckoo teilt. Er hätte sich für seine Tochter etwas Solideres vorgestellt. Doch nicht nur droht sie damit, gegebenenfalls nicht zur Uni zu gehen, sondern sich einen Aushilfsjob zu suchen. Auch Mutter Lorna ist von Cuckoos Charme halb amüsiert und deshalb nicht wirklich auf Seiten Kens, der Cuckoo am liebsten einen Batzen Geld gäbe, damit er wieder verschwindet und für immer weg bleibt.
Das Setting dieser neuen BBC3-Sitcom ist nicht wirklich originell: weiße Mittelklassefamilien in der Provinz, die zwar spießig, aber auch ganz sympathisch und normal sind, hat man schon zu Dutzenden und Aberdutzenden gesehen. Auch der Konflikt zwischen dem soliden Vater und seinem abgehobenen Schwiegersohn kommt nicht sehr überraschend.
Aber Andy Samberg in der Rolle des Cuckoo reißt es heraus. Der junge US-Comedian (sieben Jahre lang Mitglied des „Saturday Night Live“-Ensembles) schafft es, dass der spöttisch-überhebliche Hippie Cuckoo gleichzeitig Aggressionen auslöst, aber trotzdem als gutaussehender, nie nachtragender Love Interest für Rachel funktioniert — und so (wenn auch minimal) sympathisch bleibt. Ohne Samberg würde „Cuckoo“ vermutlich in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Auch der Hüne Greg Davies (ein Drittel der Slapsticktruppe We Are Klang und der Mr. Gilbert aus den „Inbetweeners“) könnte trotz seiner massiven Präsenz als Familienvater alleine wenig bewirken: zu offensichtlich ist seine Funktion als Widerpart des jungen Schnösels, zu wenig Tiefe und Eigenleben zeigt sein Charakter — jedenfalls bislang, es ist ja erst eine Episode gelaufen.
Schön aber zu sehen, dass auch BBC3 in diesem Jahr noch mit einer passablen Sitcom aufwartet und nicht das ganze Comedy-Feld dem Bezahlkonkurrenten Sky überlässt.
Neueste Kommentare